Auch im Klagenfurter Asylheim herrscht wie in der geschlossenen Sonderanstalt auf der Saualm Besuchs- und Zutrittsverbot. Der Lokalaugenschein findet daher an der Grundstücksgrenze statt.

Foto: Johannes Puch

Klagenfurt - Der Jubel der Flüchtlinge war groß, als sie die Sonderanstalt für mutmaßlich straffällige Asylwerber auf der Saualm verlassen durften. Das weit abgelegene Asylheim musste ja wegen schwerer Missstände - wie der Standard aufdeckte - und anschließender Ermittlungen durch die Justiz geschlossen werden.

Die Männer wurden auf andere Asylheime aufgeteilt. Zwölf landeten in einer Klagenfurter Unterkunft. Die Missstände haben sich kaum geändert, Schikanen gehen weiter.

Ab 22 Uhr versperrt

"Wir bekommen zu wenig zu essen, das Brot wird abgezählt, ich habe auch seit drei Monaten kein Obst mehr gesehen", klagt A. Man dürfe auch nichts in die Zimmer mitnehmen, keinen Tee kochen. Manchmal gebe es auch Schweinefleisch für die Muslime. Wer das aus religiösen Gründen nicht esse, bekomme sonst nichts mehr. Um zehn Uhr abends werde das Asylheim versperrt.

Es handelt sich um jenes Asylheim, bei dem es 2008 einen Brandanschlag mit einem Todesopfer gegeben hatte. Ein Asylwerber war in Panik vom zweiten Stock in den Tod gesprungen, 19 andere wurden verletzt. Auch damals war die Tür versperrt und zusätzlich die Fenster im Erdgeschoß vergittert gewesen.

Katastrophale sanitäre Zustände

Auch die sanitären Verhältnisse seien katastrophal, erzählen die Asylwerber, es gebe nur drei Duschen für 50 Leute, verdreckte Klos, verunreinigte Räume.

B. erzählt, er sei an der Schilddrüse operiert worden und brauche eine Chemotherapie. Eine Spezialdiät sei ihm verwehrt worden. Er müsse erst eine Diätanleitung vom Spital bringen. B., der nicht Deutsch kann, wurde mittlerweile weggebracht.

Selbe Security-Leute wie auf der Saualm

Am meisten verstört die Asylwerber jedoch, dass sie von denselben Security-Leuten bewacht werden, die sie schon von der Saualm kennen. Auch der Rottweiler ist wieder mit dabei. Auch Übergriffe seitens eines Security-Mannes - wie schon auf der Saualm - soll es gegeben haben. Zwei Männer seien geschlagen und gestoßen worden und hätten Verletzungen am Arm und am Auge davongetragen.

Die Security kontrolliere genau, dass nur ja keiner ein verbotenes Stück Brot mit ins Zimmer nehme, erzählt A., wenn es hingegen Streit oder Schlägereien unter Asylwerbern gebe, schaue sie nur zu. Und vor dem Hund, den Muslime als unreines Tier empfinden, hätten alle Asylwerber panische Angst.

Sicherheitsfirma spricht von Gerüchten

Der Chef der gleichnamigen Sicherheitsfirma, Gunter Walcher, weist alle Vorwürfe seine Mitarbeiter betreffend zurück. Es sei "Zufall", dass ausgerechnet die beiden Security-Männer von der Saualm auch ins Asylheim Rappatz geschickt wurden. Seine Firma sei "von der Landesregierung" (Flüchtlingsreferat) dorthin beordert worden. Von Übergriffen seiner Leute wisse er nichts. Weder auf der Saualm noch in Klagenfurt.

Im Übrigen gebe es tägliche Dokumentationen, die bei der örtlichen Polizei und im Flüchtlingsreferat aufliegen würden. Auch Vorhalte von Ex-Mitarbeitern, wonach er ehemalige verurteilte Kriminelle als Wachpersonal beschäftigen würde, weist Walcher empört von sich: "Das sind Gerüchte, die von Mitbewerbern gestreut werden." (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 16.11.2012)