Köln - Vernichtenderitik am deutschen Doping-Kontrollsystem: Laut Sportmedizin-Professor Perikles Simon, der 2011 mit Kollegen aus Mainz und Heidelberg das erste weltweite Nachweisverfahren für Gendoping entwickelt hat, reichen die angewandten Tests nur "für alte Ladenhüter unter den Substanzen".

Der Mainzer Anti-Doping-Experte erklärte in einem Beitrag der Main-Spitze: "Wir führen Tests durch, obwohl wir wissen, dass diese Tests nichts bringen. Die Kontrollen sind nicht intelligent und gezielt, und damit wirken sie auch nicht präventiv-abschreckend." Daher falle auch nur ein Promille der Tests positiv aus. "Was den Spitzensport angeht, halte ich eine Dopingquote von 60 Prozent für realistisch", sagt Simon.

Gerade der Spitzensport sei ein großer Wirtschaftsfaktor, da rede man mindestens von einem Volumen von 200 Milliarden US-Dollar jährlich: "Wenn Sie dann sechs Millionen in die Entwicklung neuer Nachweisverfahren stecken, kann das nicht funktionieren. Insgesamt gibt man 350 Millionen US-Dollar aus für Kontrollen, um dann doch nichts zu finden. Das ist zwar ein großer Posten, aber es bleibt ein Feigenblatt."

Simon fordert den kriminalistischen Ansatz bei den Tests, auch wenn die Verbände das "Totschlagargument" benutzen würden, man dürfe die Sportler nicht kriminalisieren.

Der von Perikles Simon und dem Gentherapeuten Michael Bitzer entwickelte Gendoping-Test wird derzeit zur Serienreife gebracht. Es hängt auch von der finanziellen Ausstattung des Labors der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität ab, ob er bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi einsatzbereit ist. (SID, 14.11.2012)