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Bahnreisende sollten am Mittwoch Belgien meiden.

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Demonstraten beim Generalstreik in Madrid.

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Athen/Madrid/Rom/Lissabon - Ein Solidaritätstag des Europäischen Gewerkschaftsbundes aus Protest gegen die Sparpolitik sorgt in mehreren EU-Ländern für massive Arbeitsniederlegungen sowie Verkehrsprobleme. In den Euro-Krisenländern Spanien und Portugal begannen am Mittwoch landesweite, 24-stündige Generalstreiks, während die Beschäftigten in Italien und Griechenland zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen aufriefen. In Belgien beteiligen sich die Eisenbahner an der Streikaktion, zudem haben die Fluggesellschaften viele Spanien- und Portugal-Flüge abgesagt.

Bahn-Streik in Belgien

Bahnreisende sollten am Mittwoch Belgien meiden. Beschäftigte des Bahnbetreibers SNCB begannen schon am Dienstagabend einen 24-stündigen Streik. Aus Frankreich kommende Reisende mussten in der Nacht in Lille in Busse umsteigen, um nach Brüssel zu gelangen. Der Ausstand sollte vor allem die Wallonie im Süden des Landes treffen - Auswirkungen werde es aber auch in Brüssel und in Flandern geben.

Der Hochgeschwindigkeitszug Thalys wird nicht zwischen Deutschland und Belgien verkehren, teilte der Betreiber mit. Auf den anderen Routen nach Frankreich und den Niederlanden seien Verspätungen möglich. Der Eurostar-Zug durch den Kanaltunnel nach London soll hingegen wie üblich verkehren.

Flüge abgesagt

Wegen der Streiks in Spanien und Portugal sagten die Fluggesellschaften eine Reihe Flügen ab. Die großen spanischen Linien strichen etwa die Hälfte der geplanten Verbindungen. Auch im internationalen Flugverkehr könnte es zu Störungen kommen. In Spanien wurde für die Bahnen, U-Bahnen und Busse ein Mindestbetrieb vereinbart, der in jedem Fall aufrechterhalten werden soll. Die griechischen Staatsbediensteten und die Journalisten werden zu Mittag für drei Stunden die Arbeit niederlegen. Auswirkungen im Flug- und im für Griechenland wichtigen Fährverkehr werde es nach Angaben der Gewerkschaften nicht geben. Auch Busse und Bahnen fahren normal.

Heftige Proteste in Italien

Auch die Regierung des italienischen Premiers Mario Monti bekommt harten Widerstand zu spüren. Zehntausende Menschen sind in allen italienischen Großstädten auf die Straße gegangen, um gegen die Krisenpolitik zu protestieren. In Schulen und im Verwaltungsbereich wurde die Arbeit niedergelegt. Züge standen vier Stunden lang still.

Die größte Protestkundgebung fand in Rom statt. Zehntausende Schüler, Studenten, Arbeitslose und Anhänger linksorientierter Parteien versammelten sich auf der zentralen Piazza della Repubblica und zogen in Protestzügen durch die Innenstadt. Zur Vorbeugung von Krawallen wurden zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Dennoch bewarfen einige Demonstranten Sicherheitskräfte mit Steinen, die sie daran hinderten, bis zum Regierungssitz zu gelangen.

"Schluss mit den Opfern"

"Hände weg von unserer Zukunft!" und "Schluss mit den Opfern", lauteten die Slogans der Demonstranten. "Die Italiener haben bereits einen hohen Preis für die Krise gezahlt. Jetzt verlangen wir Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit", betonten Anhänger der linksradikalen Gewerkschaft Cobas.

Zu spannungsgeladenen Momenten kam es auch in Mailand, Florenz und Turin. Demonstranten bewarfen die Filiale der Notenbank in Florenz und Mailand mit Eiern. Die Eingänge mehrerer Bankfilialen wurden mit Lack beschmiert. Studenten verschafften sich in Turin Zutritt zu einer Baustelle, wo der neue Sitz der Großbank Intesa Sanpaolo errichtet wird. Die Polizei setzte gegen die Demonstranten Tränengas ein

Die Chefin des stärksten italienischen Gewerkschaftsverbands CGIL, Susanna Camusso, beteiligte sich an einer Demonstration vor dem Stahlwerk der Gruppe ThyssenKrupp in der Stadt Terni. "Ein Europa der reinen Sparpolitik führt zum Niedergang", so Camusso. (APA, 14.11.2012)