Sonja Huber hat ein Faible für Neue Musik.

Foto: Rafaela Pröll

Das Solokonzert für Klavier und Orchester hat als musikalische Gattung eine jahrhundertealte Tradition. Im Konzertbetrieb werden nicht nur die Werke alter Meister immer wieder aufgeführt, sondern bis heute Komponisten damit beauftragt, neue zu ersinnen. Keine leichte Aufgabe, bei der die Herausforderung, die langen Historie fortzuführen, und die Suche nach einer Anerkennung der aktuellen Interpretation aufeinandertreffen.

"Für mich war es spannend zu untersuchen, wie Komponisten des 21. Jahrhunderts die Traditionen kritisch hinterfragen bzw. mit diesen brechen, wie sie mit den Herausforderungen dieser Gattung umgehen", erklärt Sonja Huber, Musikwissenschafterin an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, selbst Komponistin und Pianistin vieler Uraufführungen. Nachdem das Land Niederösterreich 2010 schon die musikalischen Höhenflüge der 32-jährigen Wiener Neustädterin mit einem Kulturpreis auszeichnete, bekam sie nun den Anerkennungspreis für Wissenschaft des Landes für ihre Dissertation über Klavierkonzerte an der Schwelle zum 21. Jahrhundert.

Bereits im Vorschulalter begann Sonja Huber Klavier zu spielen, noch ohne Noten lesen zu können. Neben der Leidenschaft für Musik war das erfolgreiche Bestehen der Aufnahmsprüfungen an der Universität ausschlaggebend für ihr Studium von Komposition, Musiktheorie und dem Konzertfach Klavier. Ihre Beschäftigung mit (Neuer) Musik erstreckt sich auf zwei Ebenen: Sie perfektionierte ihre Fertigkeiten als Musikerin in Meisterklassen und pflegt ihren Hang zur Analytik in der musikwissenschaftlichen Forschung.

In ihrem aktuellen Projekt widmet sie sich dem bisherigen Gesamtschaffen des Komponisten Erich Urbanner. Ihr Fokus liegt also weiterhin auf der Aufbereitung der jüngsten Musikgeschichte bzw. aktuellen kompositorischen Schaffens. Dabei entwickelt sie neue Methoden der Musikanalyse und beleuchtet auch die Rolle des Hörers: "In traditionellen Analysen wird oft nicht gefragt, ob die Zusammenhänge und Beziehungen innerhalb einer Komposition, die Hintergründe ihrer Konstruktion, auch für den Hörer nachvollziehbar sind."

Die Rezeption aktuellen Musikschaffens hierzulande beurteilt sie diplomatisch: Natürlich könne man sich immer noch mehr Beachtung für Neue Musik wünschen, meint sie. Der Reiz des Atonalen liegt für Sonja Huber darin, "dass sich diese Musik von allem, was wir im Alltag hören - in Radio, TV oder als Gebrauchsmusik im Supermarkt - grundlegend unterscheidet. Sie fordert den Hörer heraus, auf eine Abenteuerreise zu gehen, sich auf etwas Nicht-Alltägliches, Ungewohntes einzulassen."

Die Fachfrau vergleicht dieses Hörabenteuer mit einer Reise in ein fremdes Land. Dort wird man neue Gerichte probieren. Manches wird einem nicht schmecken, anderes wird wiederum faszinierend für den Gaumen sein. Für sie ist das Komponieren genauso Arbeit, wie die wissenschaftliche Tätigkeit und das Klavierspielen. Die Schöpfung eigener Werke (die Namen tragen wie Spurensuche, Der Mann, der Erdrutsche sammelte oder Gratwanderung) falle ihr manchmal leicht, manchmal sei es Schwerstarbeit. Entspannung sucht und findet sie dann in den Bergen. (Astrid Kuffner, DER STANDARD, 14.11.2012)