Wien - Die legendäre Reiss Bar in der Wiener City, die bisher dem umtriebigen Souvenirhändler und Flughafen-Shopbetreiber Rakesh Sardana gehört hat, sperrt am Donnerstag zu. Sardana ist heuer im Frühjahr mit vier seiner Gesellschaften in die Insolvenz geschlittert. Nun stellte sich heraus, dass die Gesellschaften knapp 60 Mio. Euro Schulden angehäuft haben. Das von Schöps-Eigentümer Jamal Al-Wazzan initiierte Sanierungsvorhaben ist angesichts der hohen Verbindlichkeiten gescheitert, jetzt laufen vier Konkursverfahren. Al Wazzan hat jedenfalls den Zuschlag für die Reiss Bar bekommen und wird dort, sobald er den Mietvertrag in Händen hat, wieder eine Bar betreiben.

Interessantes offenbart jetzt eine Akteninfo, die der Wirtschaftsprüfer BDO für den Masseverwalter einer der Sardana-Firmen, die Saveria, erstellt hat. BDO kommt zum Schluss, dass die Gesellschaft "aufgrund des negativen Eigenkapitals und negativen Working Capitals in Verbindung mit laufenden Verlusten spätestens im ersten Quartal 2009 zahlungsunfähig war". Der Geschäftsführer habe es bereits 2008 "verabsäumt, Maßnahmen zu setzen, die einen positiven Fortbestand des Unternehmens sichern konnten".

Warum die öffentlichen Gläubiger Finanzamt, Sozialversicherung etc. bei Sardana so lange zugeschaut haben und die Finanzprokuratur nicht früher tätig wurde, ist für Involvierte ein Rätsel.

BDO zerpflückt auch die Angaben von Sardana. "Im Anhang (zur Bilanz, Anm.) führt der Geschäftsführer zum negativen Eigenkapital Folgendes aus: Eine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes besteht nicht, da von einer positiven Betriebsfortführung mit künftigen Gewinnerzielungen des Unternehmens ausgegangen werden kann." Diese Aussage widerspricht laut BDO "dem Budget für das Jahr 2009, da auch für das Jahr 2009 Verluste geplant wurden". (Claudia Ruff, DER STANDARD, 14.11.2012)