Gleich aufstocken statt nur sanieren? Die 2.300 Wiener Gemeindebauten bieten jedenfalls Möglichkeiten zur Nachverdichtung, glaubt man in der Wiener Maklerinnung.

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Der Vorschlag ist nicht neu, aber vor dem Hintergrund der aktuellen Mieten-Debatte trifft er einen Nerv: Um den Druck aus dem Wiener Wohnungsmarkt zu nehmen - die Bundeshauptstadt geht bekanntlich wieder auf die Zwei-Millionen-Einwohner-Marke zu -, schlägt der neue Wiener Makler-Obmann Michael Pisecky vor, dass man doch die Wiener Gemeindebauten aufstocken könnte - finanziert unter anderem von privaten Bauträgern.

Pisecky nannte schon bei einer Tagung im September ein diesbezügliches Potenzial von rund 100.000 Wohnungen, wenn man auf die durchschnittlich vier bestehenden Stockwerke in den rund 2.300 Wiener Gemeindebauten (mit 220.000 Wohnungen) zwei weitere Etagen setzte. "Damit könnte die Wohnfläche um bis zu 50 Prozent gesteigert werden", sagte Pisecky am Dienstag zur APA. Ein solches Vorgehen erspare Milliarden bei der sonst notwendig werdenden Aufschließung neuer Infrastruktur.

Investoren "nicht verscheuchen"

Anders als die Gemeinde, die aus Budgetnöten auch beim Wohnbau auf die Bremse steigen muss, hätten Genossenschaften und Private Mittel für derlei Aufstockungen zur Verfügung. Über eine Art PPP-Modell ließe sich aber auch für die kommunalen Anlagen Geld aufbringen: Ein Teil der aufgestockten Gebäude könne weiter für Gemeindewohnungen zur Verfügung stehen, in den oberen Stockwerken sollten höherwertige Wohnungen entstehen, die man gewinnorientiert vermieten oder verkaufen könne.

Den Vorschlag der Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), die Mieten bei sieben Euro zu "deckeln", nannte Pisecky schon am Montag "lachhaft und populistisch", denn er würde genau das Gegenteil von dem bewirken, was notwendig wäre: "Mit einer Obergrenze der Mieten würde niemand mehr sein Erspartes in Wohnungen investieren. Eine weitere Wohnraumverknappung und der Verfall des Stadtbildes wären die Folge." Private Investitionen sollten aber nicht "verscheucht", sondern durch eine geringere Reglementierung attraktiver gemacht werden, sagte Pisecky. 

Debatte um Richtwert

In einer "Zib24"-Diskussion mit Mietervereinigungs-Präsident Georg Niedermühlbichler wies er außerdem darauf hin, dass es in Wien "weniger Diskussionspotenzial" in Sachen Mieten gäbe, wäre der Richtwert ein wesentlich höherer. Wien hat mit derzeit 5,16 Euro bekanntlich den zweitniedrigsten Richtwert Österreichs, in Vorarlberg liegt er mit 7,92 Euro wesentlich darüber.

Für Niedermühlbichler müssen grundsätzlich Obergrenzen gelten, "weil Wohnen ein Grundrecht ist". Für ihn gehört außerdem der "Zulagendschungel endlich geregelt". (map/APA, derStandard.at, 13.11.2012)