Mehr als nur ein coupéhaft gestylte Kombis vulgo Lifestyle-Laster: Der Toyota Avensis Kombi bewährte sich im Dauertest
Kombi, das heißt ganz allgemein: ein hohes Maß an praktischem, dienstbarem Talent. Seit etlichen Jahren setzt sich mehr und mehr die Variante mit dem Zusatz Lifestyle durch.
Auch Toyotas Mittelklasse-Beitrag, der in der Türkei gefertigte Avensis Kombi, hat sich dieser absatzstimulierenden Philosophie verschrieben, und das bedeutet, dass es zwar hohen Nutzwert zu rapportieren gibt, dass andererseits die Coupé-Linie, die dem Wagen gestreckte Eleganz verleihen soll, den Transport extrem sperriger Ladung verhindert.
Bleiben wir gleich beim Kern der Sache: Mittelklasse. Mittel: Materialanmutung, Verbrauch, Temperament, Motorgeräusch (der Avensis kommt hier an die Lexus-Benchmarkwerte halt nicht heran, eh klar).
Klasse: Familientauglichkeit, Komfort, Nutzwert, Verarbeitungsqualität (da scheppert nix) - und das große Panoramaglasdach unseres Testwagens. So was macht Ausfahrten zum luftigen Ereignis und gibt nächtens den Blick zum Sternenhimmel frei (sinnvollerweise sollte der Fahrer sich diesen Genuss versagen).
Der Avensis Kombi 2,2 D-4D Automatik federt komfortabel und bewegt sich durchaus leichtfüßig. Zu "Komfort" passen auch Lenkung und 6-Gang-Automatik, alles signalisiert: Heute gemma's etwas ruhiger an, gemäß dem alten Slogan "Gleiten statt hetzen".
Was es dabei nicht gibt, ist eine Start-Stopp-Funktion. Fällt auf, weil inzwischen weitverbreitet, kostet vermutlich ein paar Zehntelpunkte beim Verbrauch, aber mit 8,7 l / 100 km im Testschnitt reiht sich dieser Selbstzünder ohnehin nicht wirklich im Spitzenfeld ein.
Der Wagen ist übrigens reichhaltig basisausgestattet. Scheut man den Griff in die Extra-Liste nicht, lässt er sich noch mit allem Assistenz-Pipapo aufrüsten, was heute zum guten Ton zählt, Navi, Spurhalteassistent, adaptiver Tempomat. Rückfahrkamera etc.
Aus Gründen der Diskretion respektive zur Aufrechterhaltung der Intimität an Bord waren bei uns ab der B-Säule alle Scheiben dunkel. Hilfreich auch, wenn man zum Beispiel einmal vergessen hat, die Abdeckung vom Kofferraum zuzuziehen, schützt nämlich Ladegut vor neugierigen Blicken.
In Summe ist dies hier ein Kombi, der in seiner Klasse nichts viel besser oder schlechter macht als die Konkurrenz. Warum der Toyota dennoch nicht so recht reüssieren kann gegenüber Passat, Insignia, Mazda6 oder einem Newcomer à la Hyundai i40? Keine Ahnung.
Die Welt ist manchmal ungerecht, aber Toyota wird heuer trotzdem wieder größter Autohersteller der Welt. Adieu, Avensis. Du warst stets ein treuer Kamerad. Grillparzer hätte wohl formuliert: ein treuer Diener seines Herrn. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 9.11.2012)
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