Frankfurt am Main - Den in die Manipulation von Interbanken-Zinssätzen verwickelten Großbanken drohen bei der Ratingagentur Moody's schlechtere Bonitätsnoten. Die drohenden Strafen der Regulierungsbehörden für die falsch gemeldeten Libor-Zinssätze allein gefährdeten die Kreditwürdigkeit der Institute nicht, weil sie für jede einzelne Bank verkraftbar seien, schrieb Moody's in einer Studie.
"Verluste aus möglichen Rechtsstreitigkeiten über die angeblichen Manipulationen - auch wenn sie unsicher und schwierig zu quantifizieren sind - könnten deutlich höher ausfallen als alle Strafen der Regulierer." Daraus resultierten daher eher Folgen für das Rating.
Veränderungen zu erwarten
Schon in nächster Zeit - auf jeden Fall aber vor möglichen Gerichtsurteilen - könnten sich Entwicklungen ergeben, auf die Moody's reagieren müsse, heißt es in der Studie: Veränderungen im Management, Änderungen an der Strategie, die Enthüllung von Mängeln im Risikomanagement oder fehlenden internen Kontrollen. "Die größten Libor-Banken haben mehr Gewinne und Kapital, um die möglichen Verluste aufzufangen.
Doch sind sie nicht weniger verletzbar als kleinere, vor allem wenn ein höheres absolutes Transaktions-Niveau zu höheren Verlusten durch Klagen führt", erklärte die Agentur. Rechtsexperten halten die Beweisführung bei Schadenersatz-Prozessen allerdings für schwierig, weil die Folgen der Manipulation auf einzelne Gechäfte oft schwer nachzuvollziehen sind.
Mit falschen Angaben bei der Festsetzung des Referenzzinssatzes Libor, auf dem Finanztransaktionen im Volumen von geschätzt 500 Billionen Euro beruhen, haben Händler die wahren Refinanzierungskosten ihrer Häuser verschleiert und Gewinne eingestrichen. Die weltweiten Ermittlungen konzentrieren sich auf das Jahr 2008, in dem sich die Finanzkrise zuspitzte. Damals trugen 16 Großbanken zur Festsetzung des Libor bei.
Die britische Bank Barclays hatte als erstes Institut eine Beteiligung an den Manipulationen eingeräumt und dafür fast eine halbe Milliarde Dollar (392,62 Mio. Euro) trafe abgedrückt. Das Top-Management musste gehen. In Deutschland gehört die Deutsche Bank zu den Banken, die zur Ermittlung des Libor beitragen. (APA/Reuters, 13.11.2012)