Ausgiebige Regenfälle haben in weiten Teilen Nord- und Mittelitaliens schwere Schäden verursacht und weite Gebiete unter Wasser gesetzt. In der toskanischen Provinz Massa Carrara mussten hunderte Familien aus ihren überschwemmten Häusern in Sicherheit gebracht werden, Straßen wurden verschüttet, Brücken weggerissen.

In Carrara forderte die Stadtverwaltung die Bewohner auf, in die höheren Stockwerke ihrer Häuser zu flüchten. Schwere Schäden auch in der Maremma toscana, wo der Zugverkehr eingestellt wurde. Die größte Regenmenge wurde mit 172 Zentimetern in San Lorenzo bei Treviso gemessen. In Venedig näherte sich das Hochwasser mit 149 Zentimetern dem historischen Höchststand von 1872.

Kritisch war die Lage in Vicenza, wo der Bacchiglione über die Ufer trat und zahlreiche Gebäude überschwemmte. Der Bürgermeister machte für die Katastrophe die Verschleppung von Verbauungsmaßnehmen durch den Staat verantwortlich. Der Präsident der Region Veneto, Luca Zaia, hat die Regierung um Ausrufung des Notstands ersucht.

Evakuierungen

Auch in den Provinzen Perugia, Grosseto, Ravenna, Bologna, Verona und Belluno mussten zahlreiche Häuser evakuiert werden; in Südtirol wurde die Bahnstrecke durch das Pustertal ebenso durch einen Erdrutsch verlegt wie die Brenner-Staatsstraße.

Die Unwetterkatastrophe hat neue Polemiken um geeignete Vorbeugemaßnahmen ausgelöst. Umweltminister Corrado Clini forderte von der EU eine Lockerung des Stabilitätspakts, um Notfinanzierungen für Infrastrukturprojekte bereitstellen zu können. Allein in Ligurien seien 99 Prozent aller Gemeinden hochwassergefährdet. Der italienische Zivilschutz hat seit 1. September bereits 22-mal Unwetter- und Flutalarm ausgelöst. "Das Klima wird tropischer, außergewöhnliche Regenmengen sind angesichts des überwärmten Mittelmeers schon fast alltäglich", so der Klimatologe Massimiliano Fazzini. Am Montag wurden in Rom 23 Grad gemessen. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 13.11.2012)