Wien - Für Hans-Dieter Dreher hat der Sonntag beim Wiener Pferdefest in der Stadthalle so begonnen wie der Vorabend für ihn geendet hatte - mit einem Sieg. Der 40-jährige Deutsche, aktuelle Nummer 21 der Welt, gewann die mit 23.000 Euro dotierte Vienna Men Trophy auf Constantin B. Mit fehlerfreien 56,22 Sekunden sicherte sich Dreher nach dem Hallen-Derby seinen bereits zweiten Sieg sowie 5.750 Euro Preisgeld 1,22 Sekunden vor dem Franzosen Michel Robert auf Catapulte. Rang drei ging an Roberts Landsmann Simon Delestre auf Commissario nur 0,32 Sekunden dahinter.

Bester Österreicher im reinen Herren-Bewerb wurde Dieter Köfler, dem ein Zeitfehler die weiße Weste verpatzte. Für den elften Rang auf Emir vh Moleneind in 69,92 Sekunden durfte er sich noch über 575 Euro Preisgeld freuen und immerhin ließ er auch den Olympiasieger und Weltranglisten-Ersten Steve Guerdat aus der Schweiz (richtig) hinter sich. Guerdat landete auf Platz 13.

Mit Constantin B verfügt Dreher über ein sehr schnelles Pferd. "Er hat bewiesen, dass er zu den Schnellsten gehört", meinte Dreher zufrieden. Wien scheint ein guter Boden für den an der deutsch-schweizerischen Grenze bei Basel wohnenden Dreher. "Es sieht so aus, ich hoffe, dass ich das bis morgen Abend (Grand Prix, Anm.) noch durchhalten kann." Er widerspricht auch nicht, wenn man ihn als einen der Aufsteiger dieses Jahres bezeichnet. "Ja, würde ich sagen."

Seine steile Aufwärtskurve begründet der Deutsche hauptsächlich mit seinen Pferden, die er seit etwa zwei Jahren besitzt: Embassy II, Magnus Romeo und Constantin. "Ein Reiter hängt immer von seinem Pferd ab. Mit diesen drei bin ich schon gut gerüstet", meinte der zweifache Familienvater, der bei einem großen Gestüt arbeitet.

In der aktuellen Form zählt Dreher zu den absoluten Sieganwärtern für den mit 150.000 Euro dotierten Grand Prix in der Stadthalle. "Ich hoffe, alle meine Pferde sind gut drauf und ich rechne mir schon ein bisschen etwas aus", sagte Dreher, der als Jugendlicher auch schon einige Male bei Hugo Simon zum Trainieren zu Gast war. Dreher wird den Großen Preis mit Magnus Romeo bestreiten. "Er ist frischer, hatte vor Wien acht Wochen Pause."

Im Damen-Bewerb, der gleich hoch dotierten Ladies Trophy mit allerdings nur elf Starterinnen, gab es den zweiten österreichischen Sieg nach Gerfried Puck vom Samstag. Nina Brand, die erstmals in der Wiener Stadthalle reiten darf, bewältigte den Parcours auf Calme P als einzige Amazone ohne Fehlerpunkt. "Es ist wirklich ein Wahnsinn, ich freue mich riesig. Ich habe in den letzten Tagen nicht schlafen können, aber heute kann ich sicher gut schlafen", freute sich die 29-Jährige aus Schwechat-Zwölfaxing, die mit dem elfjährigen Hengst sehr gut beritten ist. Die Niederösterreicherin hat heuer u.a. schon mit einem fünften GP-Platz beim CSI3* in Wr. Neustadt und einem Sieg beim CSI1* am gleichen Schauplatz aufgezeigt. Nun hat sie bei ihrer Wien-Premiere einen Siegerscheck in Höhe von 5.750 Euro eingestreift.

Noch zu Jahresbeginn hätte sie dies "nicht nicht für möglich gehalten", denn der elfjährige Hengst hat vor einem Jahr ums Überleben gekämpft. "Er hatte vor ca. einem Jahr eine Kolik-OP, da hat keiner mehr geglaubt, dass er das überhaupt überlebt", erinnerte sich Brand. Ende November 2011 hat sie wieder mit der Arbeit mit Calme begonnen. "Dieses Jahr im März bin ich mein erstes Turnier mit ihm geritten und er hat sich immer mehr gesteigert. Er kämpft, er will leben - das zeigt er mir." Frühere Ängste, dass das ausgezeichnete Pferd verkauft werden könnte, hat sie nicht mehr. Der Besitzer ist mit Erich Metzl ihr Vater. (APA, 11.11.2012)