Der Sonderstatus von Südtirol ist seit Jahrzehnten völkerrechtlich festgeschrieben, und doch traut Bozen Rom nicht über den Weg - gleich, wer gerade an der Macht ist. Auch in Mario Monti sieht man nicht unbedingt einen Freund. Das haben die jüngsten Irritationen gezeigt, als Monti meinte, Österreichs Schutzmachtfunktion sei überholt. Wien sprang Bozen bei, und das Außenminsterium stellte pflichtgemäß durch ein "klärendes Gespräch" mit dem Botschafter wieder Ruhe in Bozen her.

Monti nun Gelüste zur Demontage der Südtiroler Entität aus ideologischen Gründen vorzuwerfen ist überzogen. Der Technokrat verfolgt allein die Priorität, Italiens finanzielles Überleben sicherzustellen. Mit seiner Äußerung hat er nicht subversiv, sondern allenfalls politisch ungeschickt agiert. Monti weiß, dass Südtirol durch seinen Autonomiestatus zu Wohlstand gekommen ist und diesen auch spielend bewahren kann, während andere Regionen unter Druck stehen. Bozen erhält schließlich mehr als seine beachtliche Steuerleistung als Regionalförderung zurück.

Es wäre an der Zeit, dass Südtirol darauf vertraut, dass sein mittlerweile seit Jahrzehnten festgeschriebener Status nicht gefährdet ist. Dann fiele es auch leichter, eine gemeinsame Basis mit Rom zu finden, wenn es darum geht, einen Beitrag zur Sanierung des Staatsbudgets zu leisten - etwas, was Südtirol zwar immer wieder anbietet, ohne bisher aber große Schritte unternommen zu haben. (DER STANDARD, 10.11.2012)