Als am 22. September 1976 die Shopping City Süd am Stadtrand Wiens eröffnet wurde, dachte niemand, dass das einst auf Maisfeldern erbaute Einkaufszentrum länger als zehn Jahre "durchhalten" würde. Mehr als 35 Jahre später ist jedoch eindeutig klar, dass das Konzept aufgegangen ist; zahlreiche ähnliche Projekte folgten.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Inzwischen ist die Nachfrage nach Einkaufscentern in und um Wien jedoch derartig gesättigt, dass das neue "G3 Shopping Resort" in Gerasdorf mit größter Wahrscheinlichkeit das vorläufig letzte seiner Art sein wird. Mit viel Energie wurde deshalb ein Konzept entwickelt, das sich spürbar von anderen Shopping Centers unterscheidet und architektonisch und ökologisch neue Wege geht.

(Foto vom März 2012)

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Inzwischen ist das 750 Meter lange und etwa 20 Meter hohe Gebäude fertiggestellt und wurde am 18. Oktober feierlich eröffnet.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Das auffälligste Merkmal des vom Planungsteam ATP Architekten entworfenen Gebäudes ist das fast schwebende Holzdach, welches von zahlreichen Stahlträgern getragen wird. Die unbewusste Assoziation zu Ästen eines Baumes ist nicht nur zufällig, sie passt auch gut ins Konzept eines ökologisch nachhaltig konzipierten Einkaufszentrums.

(Fotos von März und November 2012)

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Die etwa 60.000 Quadratmeter große Dachlandschaft wölbt sich mehrmals wie eine Welle im Meer. Das nasse Element spielt auch im nach Feng-Shui-Regeln gestalteten Innenraum eine große Rolle und ist in Form von Brunnen oder dem 16 Meter hohen Faden-Wasserfall sichtbar.

(Fotos von März und November 2012)

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Neben 4.000 Pkw-Parkplätzen wurde auch auf eine Anbindung durch einen Gratis-Shuttlebus wert gelegt, der stündlich zwischen Floridsdorf und Gerasdorf pendelt. Auch Radfahrer können das G3 durch den nahegelegenen "Dampfross und Drahtesel"-Erlebnisradweg erreichen und so Sport mit Shopping verbinden.

(Fotos von März und November 2012)

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Neben den üblichen Geschäften wie H&M, Saturn, Intersport oder Merkur sind auf etwa 58.000 m² Verkaufsfläche rund 140 Shops zu finden, darunter auch außergewöhnliche wie ein Weinviertler Markt oder eine Dependance des Grazer Schnitzellokals "Zu den drei goldenen Kugeln".

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Eine weitere Besonderheit ist das "Baumhaus", eine Erlebniswelt für Drei- bis Elfjährige, für die eine 500 Jahre alte Buche aus dem Zillertal detailgenau als Abguss gebaut wurde. Um einen Euro pro Stunde können Kinder das große Areal mit Kletterlabyrinth, einer kuscheligen Eichhörnchen-Höhle, Rutschen und einem Blätterdach erkunden.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Wie gut das neue Shopping-Center ankommt, überrascht auch Branchenkenner. Exakt 157.482 Gäste wurden alleine in den ersten drei Tagen gezählt, bis 3. November waren es laut einer Aussendung der Betreiber genau 456.576 Personen - pro Tag im Schnitt 35.121. "Der Kundenzustrom übertrifft alle unsere Erwartungen", berichtet Center-Manager Michael Maukner. Andere Einkaufszentren wie die Gasometer Mall oder das Stadion Center können von solchen Zahlen inzwischen nur noch träumen.

Ob diese hohe Auslastung mittelfristig gehalten werden kann, bleibt freilich abzuwarten. Vorerst musste jedenfalls das Gratis-Shuttlebus-Service bereits ausgedehnt werden, an Samstagen verkehren die Busse vom Bahnhof Floridsdorf nun alle 10 bis 15 Minuten zum G3. Von 18. Oktober bis 3. November wurden damit 96.000 Menschen transportiert.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Kuriosität am Rande: Um die strenge Umweltverträglichkeitsprüfung zu bestehen, musste bei der Gestaltung des Shoppingcenters auf die heimische Haubenlerche, den Blutspecht und das Nachtpfauenauge Rücksicht genommen werden. Letzterer wird von Licht angezogen, die Hitze der Lampen würde aber seinen sicheren Tod bedeuten. Um dies zu verhindern, wurden zur Beleuchtung der Aussenfassade zwei LED-Lampen-Schaltkreise eingesetzt, die die braune Fläche abwechselnd bestrahlen.

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Die Haubenlerche wiederum bekam auf dem zehn Fußballfelder großen Dach an mehreren Zonen Brutplätze zur Verfügung gestellt. "Sie lieben Industriegebiete. Ein Pärchen hat sich sogar den belebten Kreisverkehr als Nistplatz ausgesucht", so die Pressesprecherin des Einkaufszentrums.

(Foto vom März 2012)

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Einzig die Kirschbäumchen auf dem Parkplatz fehlen noch. Sie sind die Lieblingsbäume des Blutspechtes und werden aufgrund der Witterung erst im Frühling gepflanzt. (Michael Hierner, derStandard.at, 10.11.2012)

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