Innsbruck - Gegen die Ausbaupläne des Kraftwerk Kaunertal wehren sich die Bauern des hinteren Ötztals. Rund 50 Grundbesitzer und Nutzungsberechtigte wollen nicht, dass ihre Flüsse vom Tiroler Energieversorger Tiwag aufgestaut und in den Gepatschspeicher im Kaunertal umgeleitet werden. "Für kein Geld der Welt und keinen Skilift, den sie uns versprechen, geben wir unser Wasser her", sagt Landwirt Jakob Prantl.

Um 1,3 Milliarden Euro will die Tiwag das Kraftwerk Kaunertal ausbauen. Für Reinhard Scheiber, Obmann der Agrargemeinschaft Obergurgl, ist es ein "Gewaltakt", die Flüsse - die Venter und die Gurgler Ache - über einen 26 Kilometer langen Treibstollen vom Ötztal hinüber ins Kaunertal zu pumpen. "Das hat der liebe Gott so nicht gemacht", sagt er.

Die Folgen einer Ableitung der Flüsse seien nicht messbar. Auch die Auswirkungen des Klimawandels seien nicht klar, die Auswirkungen - immer mehr Wasser und Geröll - im hinteren Ötztal, so knapp am Gletscher, aber spürbar.

Paradies für Bergsteiger

Markus Pirpamer ist Wirt auf der Similaunhütte. Er betont die Bedeutung der Landschaft für den Tourismus. In den Ötztaler Alpen gebe es die meisten Dreitausender in den Ostalpen. Das Paradies für Bergsteiger müsse geschützt werden. Für den World Wide Fund (WWF) liegen mit dem Nein der betroffenen Grundstücksbesitzer die Chancen zur Realisierung des Kraftwerkprojekts bei null.

Ohne Zustimmung der Bevölkerung sei das Projekt sinnlos, man könne nicht eine ganze Region enteignen. Eine Präsentation des Tiwag-Projekts hat es in Sölden offenbar bis jetzt noch nicht gegeben. Landwirt Scheiber weiß aber von einer informellen Gemeinderatssitzung am 13. November, in der die Pläne vorgestellt werden sollen. (ver, DER STANDARD, 9.11.2012)