Bild nicht mehr verfügbar.

Sorgenfrei überwintern sollen auch die Igel dürfen, und dazu kann man aus Reisig, Laub und ein paar stützenden Steinwänden ein Art Verschlag für die spitzzähnigen Schmatztiere bauen.

Foto: APA/Patrick Pleul

November. Was soll man da als Gärtner noch sagen. November ist und bleibt einer der zwölf schönsten Gartenmonate im Jahr. Der Tag beginnt und endet rituell. In der Früh reicht ein Blick auf das Außenthermometer, um über den Zustand seiner sich im Freien befindlichen Pflanzen bewusst zu sein. Plusgrade bedeutet alles im positiven Bereich. Abends sieht das Ritual ähnlich aus, nur dass der rückblickende durch einen vorausblickenden Blick ersetzt wird: Die Wetterberichte und Vorhersagen werden studiert und nächtliche Frostwahrscheinlichkeiten bestimmt. Jetzt wird wieder gezockt, jetzt zählt wieder jeder Tag, den die nicht winterfesten Pflanzen zusätzlich im Freien verbleiben können. Oft geht das bis tief in den Dezember gut, denn die meisten Pflanzen halten auch einige wenige Minusgrade aus.

Zwischen Früh und Abend gibt es trotzdem noch jede Menge Sinnvolles für den Novembergärtner zu tun. Da wäre einmal die Sorge um die Infrastruktur technischer Natur. Akkus diverser Gartengeräte gehören frisch geladen, aneinanderreibende Elemente wie die Messer der Gartenscheren oder Handmäher gehören geölt und die Bewässerungströpfelei auseinandergenommen und verstaut.

Die Haupttätigkeit schlechthin im November ist aber die Laubarbeit. Unablässig streuen die Bäume ihr Laub auf die Gärten, und Herr und Frau Gartel kommen mit dem Rechen nicht nach und füllen Biotonne um Biotonne mit dem haufenweise zusammengerechten Laub. Das tut aber gar nicht not. Denn nur auf Rasenflächen und anderen niedrigen, kriechenden Pflanzen sollte keine Laubschicht liegenbleiben. Denn sie würden unter der Schicht zu faulen beginnen.

Dicke Laubschicht herzlich willkommen

Zwischen Stauden jedoch und auf leeren Gemüsebeeten hingegen ist eine dicke Laubschicht herzlich willkommen. Sie schützt den Boden vor Erosion, hält Käfer und anderes Insekt warm und bei Laune und dient damit einer Stabilisierung des Ökosystems Garten über die Wintermonate hinweg. Diese circa zwanzig Zentimeter dicke Laubschicht ist wie ein Puffersystem, das die klimatischen Extremwerte abfedert und kleine bis mittlere Katastrophen bei den Insekten verhindert.

Aber auch als Kompostvorrat ist das Laub dienlich. Am besten, man hält es in irgendeinem Winkel in Kompostnähe zusammen. Dann kann man im folgenden Frühjahr das Laub für schichtweises Anfüttern des Komposts verwenden. Besser geht es nicht. Weiters ist das Laub natürlich eine natürliche Mulchschicht. Unter Sträuchern und Ziergehölzen schützt es Boden und Wurzeln und garantiert sorgenfreies Überwintern.

Sorgenfrei überwintern sollen auch die Igel dürfen, und dazu kann man aus Reisig, Laub und ein paar stützenden Steinwänden ein Art Verschlag für die spitzzähnigen Schmatztiere bauen. Es reicht aber auch eine Zone im Komposthaufen, die den Winter über bis ins Frühjahr hinein unberührt bleibt.

Auf der Suche nach Würmern

Etwas größer und nicht weniger possierlich ist mein Dauergast im Garten, Meles meles semmelweisii, wie man auch zum Europäischen Dachs in Gersthof sagen kann. Dieser hundeartige Marder ist ein Raubtier, das sich auch ganz gerne von Pflanzen ernährt. Kaum wird es dunkel rund um die Semmelweisklinik, verlässt er deren weites Areal und trottet die Gegend ab, auf der Suche nach jenen Gärten, die, sagen wir es höflich, ein wenig unaufgeräumter sind. Dort hört man ihn dann schnaufend graben, stets auf der Suche nach Würmern und anderen tierischen Proteinquellen unterhalb der Grasnarbe. Er kennt seine Plätze. Überall dort, wo die Erde weich und rieselig ist, gräbt er dann ein fußballtiefes Loch und setzt seine Losung hinein.

Am nächsten Novembermorgen gehört es somit auch zu den ersten Tätigkeiten, den Garten nach Grabversuchen und Losungshinterlassenschaften abzusuchen, festzustellen, was Meister Grimbart denn so zuletzt gefuttert hat und dankbar die aufgegrabene Erde samt Düngereinwaage auf den Kompost zu schaufeln. Danke, November, dass es dich gibt. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 9.11.2012)