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In fast jeder zweiten Klasse lag die Temperatur über dem empfohlenen Bereich von 20 bis 22 Grad Celsius.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - In Österreichs Klassenzimmern herrscht "dicke Luft". Wie eine am Donnerstag in Wien präsentierte Untersuchung in knapp 1.000 Schulklassen zeigt, ist in vielen Fällen das Raumklima zu trocken und zu warm, die Luft ist CO2-geschwängert. Die Werte seien "großteils weit von einer optimalen, gesunden Innenraum-Luftqualität entfernt", warnte Umwelthygieniker Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Das habe negativen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Schülern und Lehrern.

Auf Initiative der Plattform "MeineRaumluft.at", der verschiedene Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen als Partner angehören, konnten sich Schulklassen für eine Woche ein Messgerät leihen, das CO2-Gehalt, Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit misst, mit einem Teil der Geräte wurde auch die Luftaustauschrate erhoben. Die Werte wurden von den Schülern erfasst.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass in rund der Hälfte der Klassen (54,4 Prozent) der empfohlene CO2-Gehalt von 1.000 ppm (parts per million, ein Teilchen auf eine Million Teilchen) überschritten wird. Über den Vormittag blieben die Werte relativ konstant schlecht, selbst wenn gelüftet wurde. Ideal wäre es nach Angaben von Plattform-Sprechern, dass es jede Stunde zu einem kompletten Luftaustausch in einem Raum kommt. In 94 Prozent der Klassen gelingt dies nicht einmal innerhalb von zwei Stunden.

Zu warm

In fast jeder zweiten Klasse (48,6 Prozent) lag die Temperatur über dem empfohlenen Bereich von 20 bis 22 Grad Celsius. In mehr als jeder vierten Klasse (28,5 Prozent) war die Luft zu trocken und lag unter 30 Prozent Luftfeuchtigkeit, empfohlen werden 40 bis 60 Prozent. Auch die Messergebnisse bei den sogenannten "Luftionen", die einen positiven Einfluss ausüben sollen, liegen unter den empfohlenen Werten.

Laut Hutter führt ein zu hoher CO2-Gehalt in einem Raum zu deutlich geringerer Leistungsfähigkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit lassen nach, Müdigkeit und sogar Kopfschmerzen können sich einstellen. Zudem kann es zu Schleimhautreizungen und Atemwegsinfektionen kommen.

Jedes fünfte Büro zu trocken

Neben der Erhebung in den Schulen hat die Plattform auch über eine Woche in mehr als 1.000 Innenräumen in Büros, Wohnungen, Hotels und Gaststätten sowie in öffentlichen Gebäuden die Luftqualität gemessen. Demnach war mehr als jedes fünfte Büro zu trocken (weniger als 30 Prozent Luftfeuchtigkeit), ein Viertel der Hotels, Gaststätten und Wohnungen überheizt (über 22 Grad Celsius), jede dritte Wohnung und Gaststätte bzw. Hotel hatte zu viel CO2 in der Luft. In Letztgenannten gab es auch eine besonders hohe Feinstaubbelastung.

Als Ergebnis der Studie wurde von der Plattform "MeineRaumluft.at" und dem Unterrichtsministerium eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die Empfehlungen für Schulen zur Verbesserung der Raumluft-Situation erarbeiten soll. Zudem wurde der Preis "Luftsprung 2013" ins Leben gerufen, bei dem Schüler jeder Altersstufe ihre Ideen zur Verbesserung der Raumluft einreichen können. Als Preis winken für die zwölf besten Beiträge ein Raumluft-Messgerät für das Klassenzimmer. (APA, 8.11.2012)