Jaguar steigt ins Segment der Sportkombis ein. Zwei Turbodiesel stehen als Antrieb zur Auswahl. Laderaum trifft auf Sport, edles Interieur - und einen Kühlschrank

Wer Jaguar sagt, der denkt an den F-Type. Oder hofft auf einen neuen E-Type. Spricht man Letzteren an, schauen jene, die bei Jaguar was zu reden haben, betreten zu Boden. Wie ein Kind, das man gerade dabei erwischt hat, einen Streich auszuhecken. Es ist also gut möglich, dass ein E-Type schon über die Schreibtische wandert. Doch statt einer definitiven Aussage gibt es nur ein Abtäuscherl. Hin zur neuen britischen Katze mit Rucksack.

Foto: jaguar

Mit dem Zusatz Sportbrake schnallt Jaguar dem XF einen Kombi-Hintern mit bis zu 1675 Litern Laderaum ans Blech. Und weil das allein noch nicht beweist, dass der Sportbrake ein agiler Lastenkahn ist, schickt uns Jaguar mit ihm auf die Rennstrecke.

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Damit die Geschichte ein wenig spannender wird, sind die Sitze umgelegt und ein riesiger Kühlschrank füllt den so 1675 Liter großen Kofferraum fast gänzlich aus.

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Niedergegurtet ist er und so hingelegt, dass die Tür oben ist. Sonst würde der Schrank wohl bei der ersten Kurve versuchen, aus dem Seitenfenster zu lugen. Spätestens aber bei der künstlich eingebauten Schikane, die wir mit satten 55 Meilen nehmen - das sind fast 90 km/h - wäre die Katze nur mehr Fetzen.

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Dieses Setup sorgt nicht nur für eine gewisse Enge im Laderaum, sondern auch am Kurveneingang im Kopf. Dem Sportbrake selbst scheint die Übung nichts auszumachen. Die Luftfederung mit Niveauregulierung bügelt das aus.

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Ob das Spaß macht, mit einem gerammelt vollen Diesel-Jaguar mit 275 PS aus einem V6-Motor über eine enge Rennstrecke zu glühen? Aber wie! Vor allem, wenn man die 8-Gang-Automatik in den Sportmodus versetzt, über die Paddels am Lenkrad schaltet und das Fahrwerk auf Knopfdruck noch ein wenig straffer macht.

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Was auf der Rennstrecke pro blemlos funktioniert, ist im Alltagsbetrieb durchaus mit gediegenem Luxus zu umschreiben.

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Das Interieur ist edel, Aluminium, Leder, Holz und Karbon schmeicheln den Insassen. Die Sitze sind bequem, geben aber trotzdem guten Seitenhalt. Startet man den Wagen, drehen sich die Lüftungsklappen auf. Sehr edel.

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Die Lenkung ist straff, das Fahrwerk ein Genuss. Beim V6-Turbodiesel mit satten 275 PS, der sogar ganz fein klingt, braucht man nicht lange zu überlegen, ob sich das nächste Überholmanöver ausgeht. In der Zeit ist man am Vordermann schon vorbei. Dazu reicht, wenn es schon ein V6 sein muss, auch die weniger starke Version dieses Motors mit 240 PS.

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Eigentlich schießt sogar der 200 PS starke Vierzylinder-Diesel über das Ziel hinaus. Aber allzu rationell begegnet man einem Jaguar dann in der Regel doch nicht.

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Schade ist aber, dass es keinen einzigen Benzinmotor im Antriebsportfolio gibt. Dafür dürfen wir wohl auf eine Allradversion des Sportbrake hoffen.

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Denn Jaguar baut den Sport brake nicht aus Jux und Tollerei. Im ersten Augenblick ist ein selbstzündend betriebener Sportkombi ja nicht das, was man mit Jaguar verbindet. Fast will man glauben, dass Ford da immer noch seine Finger im Spiel hat. Oder schaut da Tata, denen Jaguar seit 2008 gehört, aufs Geschäft?

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Aber die Antwort auf die Frage, warum Jaguar nun vom gewohnten Weg abweicht, ist naheliegend. Die Briten versprechen sich vom XF Sportbrake die Eroberung neuer Marktsegmente, die sich bis jetzt deutsche Hersteller teilen, und damit steigende Gewinne.

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Diese werden dann sicher vernünftig investiert. Etwa in die Entwicklung eines E-Type. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 9.11.2012)

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