Birgit Minichmayr in Matthias Glasners allzu gewichtigem Drama "Gnade".

Foto: Thimfilm

Den deutschen Regisseur Matthias Glasner beschäftigen gewichtige Themen. "Der freie Wille" erzählte von einem Mann, der an seiner krankhaften Sexualität zerbricht. In "Gnade" geht es nun um ein Ehepaar (Birgit Minichmayr, Jürgen Vogel), das durch einen tödlich verlaufenen Unfall und die daraus resultierenden Schuldgefühle aus der gewohnten Bahn geworfen wird. Glasner situiert das Drama bedeutungsschwer im äußersten Norden Norwegens - der Schnee, das Eis, das spärliche Licht gerinnen zur frostigen Seelenlandschaft. Dramaturgisch läuft der Film auf Hochtouren: Die lange geheimgehaltene Tat schafft ein neues Band zwischen den einander entfremdeten Eheleuten. Die Annäherung zwischen den beiden wirkt jedoch ausgedacht und forciert - was vielleicht auch daran liegt, dass mit Vogel und Minichmayr zwei Schauspiel-Stile aufeinandertreffen, die nicht recht harmonieren.

Weitere Filmstarts: Melancholiker und Performer

Miguel Gomes' Tabu ist einer der schönsten Filme des Jahres: In zwei Teilen entwirft der Portugiese ein Drama um Erinnerung, Liebe und melancholische Abenteurer, das auch das Kino selbst reflektiert. Ben Affleck erweist sich in Argo erneut als kompetenter Regisseur: Der spannende Politthriller erzählt von der spektakulären Rettungsaktion von US-Bürgern im Iran von 1979. Oh Yeah, She Performs ist Titel und Parole von Mirjam Ungers Musikdokumentarfilm um österreichische Pop- und Rockmusikerinnen. Marina Abramovic: The Artist is Present beschäftigt sich mit dem gleichnamigen Performance-Kunststar. Weiters: Die US-Komödie Das Schwergewicht, Horror in Possession sowie das 9/11-Verschwörungsdrama Harodim. (kam, DER STANDARD, 8.11.2012)