Leistungszuwachs als wohldosierter Balanceakt: Audi frischt seinen Supersportwagen auf. Man bleibt weiterhin auf der noblen Seite und legt an Kraft und Herrlichkeit ein wenig zu

Ziemlich gnadenlos hat Audi im Jahr 2006 gesagt: Supersportwagen? Hier geht's lang! Leistung top, Performance top, feine Lebensart, schmerzfreier Alltag. Zwischen den mehr als einer Million jährlich produzierten tapferen wie hochwertigen Kompaktwagen, Kombis, SUVs und Limousinen schlüpfen immer ein paar Juwelen namens R8 aus der Fabrik, die der Familie alle Ehre machen.

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Einen Supersportwagen eines Großserienherstellers nach ähnlichem Rezept gab es übrigens vorher schon einmal in der Automobilgeschichte, nämlich den Honda NSX (1990-2005): nicht so brachial wie die Konkurrenz, dafür aber unschlagbar im Handling und mit hohem Wohlfühlfaktor.

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Nach sechs Jahren gönnt Audi seinem Supersportler R8 nun einen Feinschliff, der doch ein wenig über das Polieren der Verbrauchswerte hinausreicht.

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Die größte technische Änderung betrifft den Ersatz des alten automatisierten Schaltgetriebes durch ein Siebengangdoppelkupplungsgetriebe mit Drei-Wellen-Technik, das auch in der Lage ist, beim Schalten mehrere Gänge zu überspringen, und damit extrem kurze Schaltzeiten auch beim Zurückschalten ermöglicht.

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Zweiter Eckpunkt der Evolution ist eine schärfere Version des V10-Motors mit nunmehr 550 PS. Sowohl beim V10 als auch beim V8 handelt es sich bekanntlich um Saugmotoren nach dem Hochdrehzahlprinzip, gegenüber Turbomotoren mit dem unbestreitbaren Vorteil sehr gleichmäßiger Kraftentfaltung und hohem Drehmoment aus dem üppigen Hubraum.

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Grundsätzlich sind alle Modelle wahlweise mit Schaltgetriebe oder Doppelkupplungsautomatik zu haben, wobei der Preis in Kombination mit dem V10-Motor identisch ist. Beim V8 ergibt sich ein Aufpreis von 7000 Euro für das Doppelkupplungsgetriebe.

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Hingewiesen sei natürlich auch auf die zwei Karosserievarianten, das klassische Coupé und das schicke Cabrio, das es seit 2010 gibt, wobei die neu hinzugekommene scharfe Motorversion mit 550 PS namens V10 plus dem Coupé vorbehalten bleibt.

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Das Prinzip der vorbildlichen Handhabung erstreckt sich bis zum Cabriodach. Man kann es binnen 19 Sekunden bis 50 km/h öffnen und schließen.

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Das Spiel mit der Eitelkeit hat noch weitere Facetten: So ist die neue Farbe "Sepangblau mit Matteffekt" ausschließlich in Kombination mit dem V10 plus zu haben. Das matte Blau gibt dem Auftreten eine gewisse emotionale Schlagkraft. Der R8, nobelste aller Kraftlackel, gibt sich auch hier im entscheidenden Moment dezent.

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Auch sonst wurde das Auftreten eher zurückhaltend zugespitzt. So hat man die oberen Ecken des Single-Frame-Kühlergrills etwas angeschrägt, Voll-LED-Scheinwerfer gehören zum Serienumfang. Sowohl der Grill als auch die seitlichen Lufteinlässe tragen sichtbare Querstreben. Zur optischen Differenzierung der Motorvarianten stehen diverse Anbauteile aus Kohlenstofffaser bereit.

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Die Dynamik in der Bewegung kommt nicht nur von der üppigen Motorleistung: Das relativ geringe Gewicht aufgrund der konsequenten Aluminiumbauweise verleiht dem Wagen eine erfrischende Leichtigkeit.

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Trotz der enormen Leistungsfähigkeit verströmt dieses Auto nichts Brachiales und gibt sich bei leichter Fehleinschätzung der äußeren Umstände immer versöhnlich. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 2.11.2012)

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