Der internationale Wettbewerb "GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres" wird jährlich von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT) veranstaltet. Gesamtsieger wurde in diesem Jahr Tommy Vikars aus Finnland mit "Der Sterngucker".

Entstehung

In meinem Dorf leben zwei Brüder, die das Wild in harten Wintern mit Heu versorgen. Die beiden erlaubten mir, an einem ihrer Futterplätzezu fotografieren. Mein Ziel war es, die in Finnland ausgewilderten Weißwedelhirsche während der Nacht aufzunehmen. Dazu steckte ich meine Kamera in eine isolierte Box und versteckte sie am Futterplatz. Ich selbst saß etwa 50 Meter entfernt in einer Hütte, von wo aus ich den Fernauslöser bedienen konnte. Um den richtigen Moment abzupassen, schaute ich auf das Display meiner anderen Kamera, die ich mit einem 300er bestückt hatte. Es war in der Dunkelheit oft nur sehr schwer zu erkennen, was sich am Futterplatz abspielte, und so misslangen viele Bilder. Oft bewegten sich die Tiere während der langen Belichtung zu schnell oder in eine falsche Richtung. Aber als ich dann dieses Bild auf meinem Laptop sah, war ich außerordentlich zufrieden - der Aufwand hatte sich gelohnt.

Technische Details

Nikon D700, 4.0/16-35mm VR, ISO2000, f4,30s, Funkauslöser

Foto: Tommy Vikars/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Sieger in der Kategorie "Vögel" wurde Markus Zadra aus Italien mit "Mystisch und geheimnisvoll".

Entstehung

Es waren Hingabe, Leidenschaft und, ja, auch Liebe zugleich, die mich über drei Monate lang begleiteten, wenn ich in der Morgendämmerung aufbrach, um im Südtiroler Unterland diesen äußerst seltenen und unbeschreiblich schönen Vogel beobachten zu können. Es ereigneten sich in dieser Zeit ergreifende Begegnungen zwischen diesem jungen Eisvogelweibchen und mir, die ich nie mehr missen möchte, und die mich sogar geprägt haben. An einem Morgen war der Einfall der Sonnenstrahlen ganz außergewöhnlich: Das Wasser leuchtete in malerischen Farben und der spitze Schnabel des Eisvogels stach wie ein Schwert in dieser mystischen und geheimnisvollen Stimmung hervor.

Technische Details

Canon EOS 5D Mark II, 5.6/800mm L IS USM, ISO 400, Stativ

Foto: Markus Zadra/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Eine lobende Erwähnung in der Kategorie "Vögel" bekam der Franzose Jerome Guillaumot für "Rücken Front Rücken".

Entstehung

An einem fast zugefrorenen See im Kiskunsági National Park (Ungarn) kämpften einige Silberreiher um den besten Platz zum Fischen. Nach zahlreichen harten Attacken trat endlich Ruhe ein, und ich konnte aus meinem Tarnversteckheraus diese skurrile Anordnung von drei Reihern fotografieren.

Technische Details

Nikon D300, AF-S 2.8/300mm G ED VR, ISO 8

Foto: Jerome Guillaumont/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

In der Kategorie "Säugetiere" ergatterte Florent Cardinaux aus Frankreich den ersten Platz mit "Dachs im Unterholz bei Dämmerlicht".

Entstehung

Zwei Sommer lang habe ich Dachse in der Nähe ihres Baus mit Schwarz-Weiß-Negativfilm fotografiert. Diese Gegenlichtaufnahme stellte eine echte Herausforderung dar: Der Dachs musste sich an einen ganz bestimmten Platz begeben, an dem der Hintergrund eine schöne Struktur aufwies und Lichtreflexe zu sehen waren. Und dort musste er dann noch den Kopf heben. Schwierig - aber nach zwei Wochen geduldigen Wartens war der richtige Moment endlich auf Film gebannt.

Technische Details

Nikon FE2, AIP 4.0/500mm, Ilford DELTA 3200 gepusht auf 6400 ISO, Stativ

Foto: Florent Cardinaux/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Die lobende Erwähnung in dieser Kategorie ging an Gregoire Bouguereaus "Thomsongazelle im Fokus".

Entstehung

Junge Thomsongazellen sind eine einfache Beute für Geparde. Sie sind auch die ersten Beutetiere, mit denen junge Geparde die Kunst des Jagens erlernen. Diese Situation konnte ich Ende April 2011 im Serengeti Nationalpark (Tansania) beobachten. Die Gepardenmutter hatte das Thomsonkitz lebend erbeutet und ihren Jungen überlassen. Diese zeigten sich zunächst nicht sonderlich interessiert, doch als das Kitz die Flucht ergreifen wollte, wurde ihr Jagdinstinkt augenblicklich geweckt. Ich hatte großes Glück, dass die Gazelle genau in meine Richtung lief, so dass ich diesen intensiven Moment im Bild festhalten konnte.

Technische Details

Nikon D3, 2.8/300mm GVR, ISO 400

Foto: Gregoire Bouguereau/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Die zweite lobende Erwähnung ging an den Österreicher Leopold Kanzler. Ihm gelang es, einen "Gourmet" abzubilden.

Entstehung

Es war die Zeit der Rehbrunft und ich hoffte auf das Erscheinen eines kapitalen Bockes. Aus meinem Tarnversteck in einem Maisfeld beobachtete ich immer wieder einen Hasen, der gelangweilt an den dürren Gräsern knabberte. Ich hatte den Eindruck, dass mich der Hase ebenso bemerkt hatte wie ich ihn. Er ließ mich daher nicht aus dem Auge. Als ich das Bild anschließend im Display betrachtete, war ich ihm für sein Misstrauen dankbar.

Technische Details

Canon EOS1DMarkIII, 4.0/600mm, 1.4x Konverter, ISO400, Stativ, Tarnnetz und Tarnumhang

Foto: Leopold Kanzler/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Für diese "Verfolgungsjagd" bekam Critobal Serrano aus Spanien den höchsten Stockerlplatz in der Kategorie "Unter Wasser".

Entstehung

In 20 Metern Tiefe, auf dem sandigen Grund der Cortez See (Baja California, Mexiko), versuchte ich, einen Kormoran beim Fischen zu fotografieren. Ich musste ständig meine Position verändern, denn es war schwer vorherzusagen, aus welcher Richtung der Vogel kommen würde. Außerdem musste ich mit dem Fisheye ausgesprochen nah am Geschehen sein. Dann stimmte endlich alles: Der Kormoran raste ganz in meiner Nähe wie eine Geschoss in einen Schwarm von Grunzerfischen und trieb sie auseinander, um die Fische zu isolieren.

Technische Details

Canon EOS 5D Mark II, 4.0/8-15mm L Fisheye USM, ISO 100, Seacam UW-Gehäuse, UW-Blitze

Foto: Cristobal Serrano Perez/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Die lobende Erwähnung ging an Angel Fitors "Warten auf Licht".

Entstehung

Die Spiegeleiqualle (Cotylorhiza tuberculata) ernährt sich von Plankton und von Kohlenhydraten, die von den in der Qualle symbiotisch lebenden Algen synthetisiert werden. In der Lagune Mar Menor (Spanien) gibt es nicht viel Plankton, doch die Sonneneinstrahlung ist dort sehr intensiv. Das macht die Lagune zu einem Paradies für Spiegeleiquallen, die sich im warmen Wasser explosionsartig vermehren können. In der Morgendämmerung begeben sich die Quallen an die Wasseroberfläche, um den symbiotischen Algen nach der Dunkelheit der Nacht bessere Voraussetzungen für die Photosynthese zu bieten.

Technische Details

Nikon D200, Tokina AF 3.5-4.5/10-17mm, ISO 100, Stativ für den Überwasserblitz, Blitzdiffusoren

Foto: Angel M Fitor/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Der zweite Platz in der Kategorie "Andere Tiere" ging an Klaus Tamm aus Deutschland für "Der erste Kuss".

Entstehung

Es war an einem sonnigen Morgen auf der französischen Insel La Reunion in der Nähe des Städtchens Etang-Sale-les-Hauts. Auf dem Verandageländer unserer Ferienwohnung beobachtete ich einige mir unbekannte Fliegen. Einige fraßen an Geckokot, andere wiederum hatten ein ausdrucksvolles Balzverhalten, das damit endete, dass sich die Tiere anscheinend einen Kuss gaben. Ich war von dem Verhalten der Insekten so beeindruckt, dass ich dieses Geschehen einige Stunden lang beobachtete und Fotos von dieser Szene machen konnte.

Technische Details

Canon EOS 5DMark II, 2.8/100mm Makro, ISO 800

Foto: Klaus Tamm/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Im Bereich "Mensch und Natur" überzeugte der Ungar "Ferenc Somodi mit "Rettender Sprung" die Jury.

Entstehung

Frösche gehören zu meinen Lieblingsmotiven. Wenngleich in Ungarn in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der wandernden Amphibien eingeleitet wurde, sterben doch immer noch sehr viele von ihnen im Straßenverkehr. Ich wollte mich dieser Problematik fotografisch widmen, und nach einer Reihe von Fehlschlägen gelang es mir schließlich, eine typische Situation abzulichten.

Technische Details

Nikon D700, 2.8/16mm Fisheye, ISO 320, Blitz

Foto: Ferenc Somodi/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Mit "Atelier Natur" gab es eine weitere Kategorie. Eine lobende Erwähnung bekam David Maitland aus Großbritannien mit seinem bunten "Korallensand".

Entstehung

Viele wirbellose Riffbewohner wie Gorgonenhäupter, Schwämme oder Seegurken tragen in ihren weichen Körpern nadelförmige Strukturen aus Kalk, die der Abwehr von Feinden dienen. Zusammen mit den Skeletten der Steinkorallen bilden sie den berühmten "Korallensand" der tropischen Strände.

Technische Details

Canon EOS 5D Mark II, Mikroskopisches Objektiv 10x, ISO 50

Foto: David Maitland/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012

Auch in der Kategorie "Andere Tiere" bekam Maitland eine lobende Erwähnung für "Frühlingsschnake".

Entstehung

Das Bild zeigt den Kopf einer Frühlingsschnake (Tipula vernalis), in Großbritannien auch "Daddy-Long-Legs" genannt. Diese Schnakenart hat metallisch grüne Augen - ungewöhnlich für Schnaken, die zumeist unauffällige schwärzliche Augen haben. Ob die leuchtende Augenfarbe eine bestimmte Funktion hat, ist nicht bekannt. In Großbritannien gibt es 88 Schnakenarten.

Technische Details

Canon EOS 5D Mark II, Mikroskopisches Objektiv 10x, 50 ISO

(Julia Schilly, derStandard.at, 8.11.2012)

Foto: David Maitland/GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2012