Um als Jude das Jahrhundert der Extreme zu überleben, bedurfte es neben Glück auch Stärke und Mut. Eigenschaften, die der Löwe als König der Tiere symbolisiert und die man in vielen Biografien von Emigranten und Flüchtlingen des Jahres 1938 wiederfindet. So auch beim heute 87-jährigen Ari Rath, dessen Erinnerungen "Ari heißt Löwe" (Zsolnay-Verlag) im September erschienen sind. Am Mittwoch liest er daraus im Salzburger Literaturhaus.

Der 1925 in Wien geborene Publizist wuchs im neunten Bezirk auf. Raths Vater betrieb einen Papiergroßhandel, der erste Schicksalsschlag kam mit vier Jahren, als Aris Mutter in den Freitod ging. Nach dem Einmarsch der Hitlertruppen wurde der Vater ins KZ deportiert, den Söhnen gelang die Ausreise nach Palästina. Die Zeit dort war hart: Rath gehörte zu den Gründern eines Kibbuz, schwere körperliche Arbeit auf den Feldern prägte den jungen Mann ebenso wie die sozialistisch-linkszionistische Ideologie der Kibbuzbewegung. Nach 16 Jahren auf dem Land begann er ein Geschichts- und Wirtschaftsstudium, ab 1958 arbeitete er als Journalist und beriet Israels ersten Premierminister David Ben Gurion. Mit Teddy Kollek organisierte Rath seinerzeit in New York Waffen für den jungen Staat.

Seine Sympathien für linke Politik brachten ihn 1973 nach Chile. Als Chefredakteur der englischsprachigen Tageszeitung Jerusalem Post festigte Rath deren linksliberale Haltung. Heute spart der zwischen Israel und Wien pendelnde Rath auch nicht mit Kritik an der derzeitigen israelischen Regierung und ultrarechten Nationalisten. Mehr dazu heute, Mittwoch in seiner Lesung aus den Memoiren und im folgenden Publikumsgespräch. Moderation: Anne Betten und Albert Lichtblau. (dog, DER STANDARD, 7.11.2012)