Frankfurt am Main - Die europäischen Aktienmärkte haben am US-Wahltag einheitlich mit höheren Notierungen geschlossen. Der Euro-Stoxx-50 stieg am Dienstag um 18,27 Einheiten oder 0,73 Prozent auf 2.535,94 Zähler. Der breiter gefasste Euro-Stoxx legte um 1,71 Punkte oder 0,68 Prozent zu. Dabei wurden neben der Zurückhaltung ob der US-Wahlen schlechte Daten von Europas Konjunktur bekannt.

So liefen die Geschäfte der Dienstleister in der Euro-Zone schlecht wie zuletzt im Juli 2009. Im Oktober mussten die Firmen erneut sinkende Aufträge verkraften, bauten Jobs ab und blickten so skeptisch nach vorne wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr, wie aus einer Markit-Umfrage hervorgeht. Zudem brachen die Aufträge der deutschen Industrie wegen der schwachen Nachfrage aus der Währungsunion im September so kräftig ein wie seit einem Jahr nicht mehr. Damit droht die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal erstmals seit einem Jahr zu schrumpfen.

Auftrieb kam laut Händlern jedoch aus Griechenland, obwohl dort heute ein zweitägiger, groß angelegter Streik gegen das zur Abstimmung stehende Sparpaket begann. Denn die Hellenen konnten sich heute erfolgreich Geld am Kapitalmarkt ausleihen: Griechische Anleihen mit 26-wöchiger Laufzeit spülten 1,3 Mrd. Euro in die knappen Kassen des Landes. Die anfallenden Zinsen lagen mit 4,41 Prozent etwas niedriger als im Vormonat. Und auch die Chinesen lassen sich wegen der Krise und mauen Konjunkturaussichten nicht von Investitionen in Europa abhalten - zumindest nicht bis zum Frühjahr 2012: Chinesische Unternehmen haben im ersten Quartal knapp 4 Mrd. Euro in europäische Betriebe gepumpt. Umgekehrt gab es nur 1,8 Mrd. Euro für 26 Projekte in Festland-China, berichtete die internationale Beratungsfirma PwC.

Unter den Branchen im Euro-Stoxx lag der Subindex des Gesundheitssektors (plus 1,54 Prozent) voran, gefolgt von den Rohstoffwerten (plus 1,38 Prozent). Verluste setzte es hingegen für die Automobilindustrie (minus 0,42 Prozent) und die Energiewerte (minus 0,32 Prozent).

Stärkster Einzelwert im enger gefassten Euro-Stoxx-50 waren ArcelorMittal, die um 3,16 Prozent höher bei 12,24 Euro aus dem Handel gingen. Auch Deutsche Bank (plus 2,46 Prozent) und Schneider Electric (plus 2,29 Prozent) verteuerten sich deutlich.

Schwächste Aktie des Handelstages waren im Gegensatz dazu VW, die 4,13 Prozent auf 155,70 Euro verloren. Der Kursverlust lag vor allem an der Ausgabe einer Pflicht-Wandelanleihe mit einem Volumen von 2,5 Mrd. Euro, wodurch die Anteile der Altaktionäre um bis zu drei Prozent verwässert werden. Auch BMW gingen mit Verlusten aus dem Handel - trotz starker Zahlen. Die Bayern steigerten ihren Umsatz zwischen Juli und September um fast 14 Prozent auf rund 18,8 Mrd. Euro, unter dem Strich verdienten die Münchner knapp 1,29 Mrd. Euro, 16 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Aktie fiel dennoch um 0,68 Prozent auf 64,05 Euro.

Hingegen stiegen Daimler um 1,23 Prozent auf 37,38 Euro. Die Schwächen auf dem wichtigen Absatzmarkt China trüben die ansonsten starke Oktober-Bilanz des Autobauers. Zwar startete Daimlers wichtige Pkw-Sparte mit ihren Marken Mercedes, AMG, Smart und Maybach in Summe mit einem spürbaren Absatzplus von 6,2 Prozent ins letzte Quartal des Jahres. Doch die entscheidende Region China kommt weiterhin nicht vom Fleck. (APA, 6.11.2012)