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Grafik: APA

Wien - Bei der IHS-Studie zu den Kosten eines Euro-Zerfalls drängt sich der Vergleich mit einem völlig überschuldeten Unternehmen auf, das die geldgebenden Banken warnt: Wenn ihr die Kredite fällig stellt, bringt ihr euch selbst in größte Bedrängnis. Wenn ihr hingegen neue Linien öffnet, wird am Ende alles gut.

Das Institut für Höhere Studien listet in seiner Untersuchung über die Folgen des Euro-Aus, über die der Standard berichtete, die öffentlichen Risiken präzise auf (siehe Grafik). Größter Brocken sind die Forderungen an die Südstaaten unter dem Titel Target2, das die Zahlungen innerhalb des Eurosystems abbildet. Österreich ist zwar insgesamt ein Schuldner, gegenüber den Krisenstaaten gibt es aber wegen der massiven Liquiditätsversorgung der Banken in diesen Ländern theoretische Forderungen von 44 Mrd. Euro.

Bei einem Euro-Austritt von Italien, Spanien, Griechenland, Irland, Portugal und Zypern würden die öffentlichen Forderungen gegenüber Athen zu 50 Prozent und der Rest zu 15 Prozent ausfallen, so die Annahmen der IHS-Forscher. Das würde das Budget mit 15 Mrd. Euro belasten.

Anders ausgedrückt: Es sind die bereits eingegangen Risiken von mehr als einem Jahreshaushalt des Bundes, die im Falle eines Euro-Zerfalls exorbitante Kosten verursachen. Verschärft würde die Lage durch die mit den Ausfällen verbundene Haushaltskonsolidierung. Weil auf die zusätzlichen Schulden Zinsen anfallen, schätzt das IHS Einsparungen und Steuererhöhungen auf 17 Mrd. Euro. Diese Faktoren drücken auf die Einkommen und lösen einen Nachfrage-Schock aus. Konsum und Investitionen gehen drastisch zurück.

Bleibt noch der Export, der vom Zerbrechen der Währungsunion massiv beeinträchtigt würde. Er fällt bei einem Austritt der Krisenländer und einem Fortbestand eines Euro-Nord bis 2016 um 15 Prozent, bei einem kompletten Aus der Währungsunion insgesamt um 22,5 Prozent. Das ist zwar dramatisch, allerdings nicht unbewältigbar: So sind die österreichischen Warenausfuhren im Jahr 2009 nach Ausbruch der Finanzkrise um mehr als 18 Prozent geschrumpft. Zudem geht auch das IHS davon aus, dass eine Rückkehr zum Schilling (zur D-Mark ect.) noch viel unwahrscheinlicher ist als der Austritt der Krisenländer aus der Währungsunion.

Nicht verhehlt wird vom IHS, dass auch der derzeitige Weg der Hilfsleistungen gekoppelt an Strukturreformen nicht risikofrei ist. Greift die interne Abwertung nicht, "wird der Kreditbedarf permanent. Euro-Austritte und Insolvenzen sind dann nur mehr bis zu jenem Zeitpunkt aufgeschoben, zu dem die anderen Mitgliedsländer die Subventionierung bei ihren Bürgern nicht mehr durchsetzen können". (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 6.11.2012)