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Ist Philipp Hosiner in Topform, dann kann die Austria im Bullenstall ausmisten gehen.

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Nur eine Sache ist blöd für Hosiner: Er hat keine Torprämie in seinem Vertrag.

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Wien - Die Austria hat nach Sigurd Rushfeldt und Rubin Okotie also wieder einen Goalgetter: Philipp Hosiner, 23 Jahre alt und gebürtiger Burgenländer. Und wahrlich: Tore pflastern in jüngster Vergangenheit seinen Weg. 13 Stück für die Vienna, 15 für die Admira und jetzt schon mehr als ein Dutzend für Violett. Ein Interview mit dem Stürmer über Ausbildung, Aufstieg und Lebenswandel.

derStandard.at: Sie haben heuer bereits 14 Tore geschossen. Der gegnerische Torwart steht Ihnen momentan nicht im Weg, oder?

Hosiner: Na ja, manchmal schon. Am Sonntag (gegen Ried, Anm.) ist er sogar ein paar Mal im Weg gestanden. Gott sei Dank hat es trotzdem für den Sieg und drei Tore gereicht. Die Mannschaft arbeitet sehr hart. Und ich habe diese Woche sehr viele Torabschlüsse trainiert, das muss in Fleisch und Blut übergehen.

derStandard.at: Sie haben vor zwei Jahren noch in der dritten deutschen Liga gespielt. In der Saison 2010/2011 kam der Wechsel zur Vienna und eine Saison später das Angebot von der Admira. Jetzt sind Sie bester Torschütze der Bundesliga. Würden Sie das auch als raketenhaften Aufstieg bezeichnen?

Hosiner: Es ist schon sehr schnell gegangen. Dass ich Qualität habe, wusste ich immer. Und mein Spielstil hat zu den Vereinen gepasst, sowohl zur Admira als auch jetzt zur Austria. Die Teams waren immer top, und ich bin überall gut aufgenommen worden.

derStandard.at: Können Sie das alles verarbeiten?

Hosiner: Ich weiß, was passiert. Man muss die Situation aber richtig einschätzen können. Ein gewisser Karriereplan gehört dazu, auch wenn man diesen nicht zu 100 Prozent einhalten kann. Mein Ziel war immer der nächste Schritt, und es ist nicht selbstverständlich, dass man sich auch traut, ein erfolgreiches Umfeld zu verlassen. Die Vereine haben mir aber nie Steine in den Weg gelegt, und das ist ebenfalls nicht selbstverständlich.

derStandard.at: Sie haben einen Teil Ihrer Ausbildung bei 1860 München genossen. Was haben Sie von dort mitgenommen?

Hosiner: Ich hatte eine tolle Zeit dort, bin mit 17 Jahren alleine nach München gegangen und habe den Übergang vom Nachwuchs- in den Profifußball geschafft. Einige meiner damaligen Mitspieler sind jetzt Stammkräfte in der deutschen Bundesliga. Ich habe dort aber auch große Talente scheitern sehen, weil sie nicht hart genug arbeiteten.

derStandard.at: Woran arbeiten Sie bei Ihrem Spiel besonders hart?

Hosiner: Meine Trainer haben immer meine Schnelligkeit gelobt. Ich versuche, meine Laufwege zu optimieren und weniger über die Seite zu kommen, sondern den direkten Weg zum Tor zu suchen. Dabei möchte ich auch nicht so oft ins Abseits laufen.

derStandard.at: Was hat sich für Sie geändert unter Trainer Peter Stöger im Vergleich zu Didi Kühbauer und der Admira?

Hosiner: Das System bei der Austria ist anders, in der Offensive hat sich für mich aber nichts geändert. Stöger verlangt von mir, in die Tiefe zu gehen und die Abwehr durcheinanderzubringen. Bei der Admira hat mich ein Patrik Jezek ideal bedient, jetzt ist es halt ein Tomas Jun. Da muss ich nur noch Danke sagen und den Ball einschieben.

derStandard.at: Violett hat zuletzt in den Nullerjahren als Europacup-Höhenflieger ordentlich aufgegeigt. Wie gut kann die aktuelle Austria sein?

Hosiner: Wir spielen einen guten Fußball, und unser Ziel ist ganz klar, international dabei zu sein. Die zwei Champions-League-Qualifikationsplätze sind ein zusätzlicher Anreiz.

derStandard.at: Sie haben zwei Stürmer, die anderswo gesetzt wären (Kienast, Linz), auf die Bank verdrängt. Ihre Meinung zum internen Konkurrenzkampf?

Hosiner: Ich habe gewusst, worauf ich mich einlasse. Der Trainer hat mir sehr schnell sein Vertrauen geschenkt, und zurzeit läuft es einfach sehr gut. Es werden auch Tage kommen, wo ich mich hinten anstellen muss. Ich will mich aber niemals hängen lassen. 

derStandard.at: Was Ihnen auch zugutekommt, ist, dass Sie noch nie ernsthaft verletzt waren.

Hosiner: Das stimmt. Ich bin froh, dass ich bisher von Verletzungen verschont geblieben bin. Hoffentlich sind es die guten Gene. Ich achte auf meine Regeneration und mit Ausnahmen auch auf meine Ernährung. Nach dem Match esse ich aber schon einmal etwas, worauf ich einfach Lust habe.

derStandard.at: Gehen Sie früh schlafen?

Hosiner: Ich gehe immer vor Mitternacht schlafen und brauche meine acht Stunden Schlaf.

derStandard.at: Was macht Philip Hosiner am trainingsfreien Tag nach dem Match?

Hosiner: Ich fahre mit meiner Freundin gerne zu meiner Familie runter ins Burgenland. Da gibt es gutes Essen, da kann man sich schon verwöhnen lassen.

derStandard.at: Die Kirche können Sie kaum mehr im Dorf lassen: Gibt es ein langfristiges Ziel?

Hosiner: Mein Ziel ist es natürlich, wieder im Ausland zu spielen. Die deutsche Bundesliga sehe ich als erste Anlaufstelle.

derStandard.at: Ein Bekannter Ihres Vaters soll der Koch von Roman Abramowitsch sein. Wann kommt ein Angebot von Chelsea?

Hosiner: Ich weiß gar nicht, ob der Job noch aktuell ist. England ist ein Traum, aber mein Spielstil würde wohl besser zur deutschen Bundesliga passen.

derStandard.at: Hat sich Marcel Koller wieder bei Ihnen gemeldet? Glauben Sie an einen Einsatz im kommenden Test gegen die Elfenbeinküste?

Hosiner: Was ich glaube, spielt sowieso keine Rolle. Und der Teamchef muss sich auch nicht bei mir melden. Ich bin ein Spieler wie jeder andere und werde auch genauso behandelt. Sollte ich beim Team dabei sein, dann erfahre ich das sowieso bei der Bekanntgabe des Kaders. Freuen würde es mich natürlich. (Florian Vetter, derStandard.at, 6.11.2012)