Bern/Wien - Schweizer Universitäten sind bei ausländischen Studierenden beliebt. Die Schweizerische Konferenz der Uni-Rektoren (Crus) sieht darin ein finanzielles Problem. Die Kosten will man auch auf die Nachbarstaaten Österreich und Deutschland abwälzen.

Crus-Präsident Antonio Loprieno erklärte kürzlich, sei es zwar erstrebenswert, ausländische Studierende an den Universitäten zu haben. Aber "sie verursachen zusätzliche Kosten, ohne dass sie speziell finanziert werden."

Interkantonale Universitätsvereinbarung

Die Schweizer Rektoren bemängeln, dass die Interkantonale Universitätsvereinbarung (IUV) nicht auf ausländische Studierende übertragbar sei. Dieses Abgeltungssystem regelt innerhalb der Eidgenossenschaft, dass der Herkunftskanton eines Schweizer Studierenden einen jährlichen Pauschalbetrag an den Trägerkanton der Universität bezahlt. Ein Geisteswissenschaftler kostet seinen Kanton rund 10.000 CHF (8.282,95 Euro), ein Medizinstudent rund 50.000 CHF.

Loprieno hielt fest, dass die Kosten für die ausländischen Studierenden von der Universität selbst getragen werden müssen und plädierte für bilaterale Verhandlungen mit ihren Herkunftsländern. Verschiedene Hochschulen erheben bereits höhere Studiengebühren von ausländischen Studierenden als von ihren Schweizer Kommilitonen.

Interesse Deutschlands gering

Beim Schweizerischen Staatssekretariat für Bildung und Forschung stieß Loprieno mit seiner Idee auf offene Türen. Staatssekretär Mauro Dell'Ambroglio erklärte gegenüber der "NZZ am Sonntag", informelle und exploratorische Gespräche mit Deutschland hätten schon vergangenes Jahr in Berlin stattgefunden. Allerdings zweifle er an der politischen Machbarkeit, denn das Interesse Deutschlands, das derzeit vornehmlich Studierenden exportiere und daher Nettozahler einer solchen Lösung wäre, sei gering.

Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass man sich auch andernorts mit der Finanzierung ausländischer Studierenden schwertut. "Auch die Österreicher denken über ein Abkommen mit Deutschland nach", erklärte Loprieno, der mit Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) befreundet ist und sich regelmäßig mit ihm austauscht.

2,7 Prozent Studierende aus Österreich

Rund ein Fünftel der Studierenden - jährlich zwischen 20.000 und 30.000 - kommen aus dem Ausland, etwa ein Drittel davon aus Deutschland und 2,7 Prozent aus Österreich. Die zwölf universitären Hochschulen in der Eidgenossenschaft verteilen sich auf zehn verschiedene Kantone. (APA, 5.11.2012)