In China ist der 59-jährige Xi Jinping, der auf dem Parteitag zum Parteichef gekürt wird, intensiver als jeder andere Pekinger Führer vorgestellt worden. Seit 2010 widmen ihm Magazine Titelgeschichten. Sie covern auch seine Frau Peng Liyuan, eine populäre Volkssängerin der Armee, als künftige First Lady. Die gemeinsame Tochter studiert in den USA.

Im Gegensatz zum abtretenden Parteichef Hu Jintao scheut Xi die Öffentlichkeit nicht. Der jovial wirkende Funktionär spricht auch über Privates wie die Liebe zu seiner Frau. der Standard fand das Transskript eines CCTV-Fernsehinterviews, das Xi 2003 als Parteichef von Zhejiang gab. Er gestand darin, dass er "schreit oder auf den Tisch schlägt, wenn er Wut hat". Er erzählte von seiner Familie. Xi Zhongxun, den Mao 1959 zum Vizepremier machte, war sein Vater. Er habe seine sechs Kinder, darunter vier Mädchen, mit seinen revolutionären Ermahnungen, immer genervt, sagte Xi. Es gab keinerlei Privilegien für ihn. Als Jüngster musste er die Kleider der Schwestern auftragen, auch die "mit Blümchenmuster".

Der "Prinzling" erlebte mit neun Jahren, wie sein Vater bei Mao in Ungnade fiel und bis 1978 verbannt blieb. Xi entging der Sippenhaft, als er sich so wie hunderttausende Pekinger Jugendliche 1969 meldete, um auf dem Land zu arbeiten. An der Pekinger Universität studierte er Chemie und Jus. Seine Parteikarriere startete in der Südprovinz Fujian, führte ihn ins reiche Zhejiang. 2007 wurde er als Feuerlöscher nach Schanghai geschickt, nachdem der dortige Parteichef gestürzt worden war. Peking holte sich Krisenmanager Xi 2007 in die innere Führung, wo er systematisch als Kronprinz aufgebaut wurde. (erl, DER STANDARD, 5.11.2012)