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Kimi Räikkönen nützte die Gunst der Stunde.

Foto: REUTERS/Darren Whiteside

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Weniger bis sehr glücklich am Stockerl: Alonso, Räikkönen und Vettel.

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Abu Dhabi – Mitunter ist auch die Formel 1 ein seltsames Spiel. Just an jenem Tag, an dem Kimi Räikkönen sein Comeback als Sieger gab, wurde ihm die theoretische Chance auf seinen zweiten WM-Titel genommen. Schuld daran sind die jeweils zweifachen Weltmeister Sebastian Vettel und Fernando Alonso, die sich die WM 2012 untereinander ausmachen. Nach 18 von 20 Saisonrennen führt der deutsche Titelverteidiger im Red Bull mit 255 Punkten vor dem Spanier im Ferrari (245), der Finne Räikkönen (198) ist Dritter. Da Vettels Red-Bull-Kollege Mark Webber nach einer Kollision ausschied, ist die Konstrukteurs-WM theoretisch noch offen. Red Bull führt aber mit 422 Punkten deutlich vor Ferrari (340). Maximal 100 Punkte kann jedes Team noch herausfahren.

Es ging turbulent zu in Abu Dhabi. Räikkönen, der seinen ersten Titel 2007 im Ferrari gewonnen hatte, triumphierte im Lotus erstmals nach mehr als drei Jahren in einem Formel-1-Rennen, es handelt sich um seinen insgesamt 19. Sieg. Der bis dahin letzte war ihm, der sich danach in der Rallye-WM vergnügte, im September 2009 in Belgien geglückt.

Start aus der Boxenstraße

Räikkönen gewann mit rund acht Zehntel einer Sekunde Vorsprung vor Alonso, aber dass Vettel rund vier Sekunden später als Dritter ankam, war die eigentliche Sensation. Denn davon war eher nicht auszugehen. Vettel, der zuvor vier Rennen en suite gewonnen hatte, wurde in der Startaufstellung vom dritten auf den letzten Platz versetzt, weil er nach dem Qualifying wegen Spritmangels den Weg in die Box nicht mehr geschafft hatte. Er startete freiwillig aus der Boxenstraße. So entging er dem Gedränge beim Start, hatte aber auch keine Chance, gleich zu überholen. Zudem wurde das Getriebe an seinem Auto gewechselt, die sonst üblichen fünf Plätze Rückversetzung waren ja obsolet.

Ex-Weltmeister Lewis Hamilton startete von der Pole-Position, verteidigte seine Führung so lange, bis sein McLaren schlappmachte. Das geschah nach rund einem Drittel des Rennens.

Vettel überholte und überholte, nach vier Runden war er schon 14. Während einer Safety-Car-Phase fuhr er beim Ausweichen vor Daniel Ricciardo vom Schwesterteam Toro Rosso gegen ein Styroporschild und demolierte sich endgültig den vorher schon ramponierten Frontflügel. Er musste in die Box, kam in der zehnten Runde als 21. wieder auf die Strecke und begann eine neue Aufholjagd. Die Safety-Car-Phasen halfen ihm aber mehr, als sie schadeten, denn sie ließen jeweils den Rückstand schrumpfen.

Schnelle Drehungen

"Ich kann es gar nicht glauben", rief Vettel in den Boxenfunk, nachdem er die Ziellinie als Dritter überquert hatte. "Trotz aller Probleme ist er ein fantastisches Rennen gefahren. Dass er direkt hinter Alonso ins Ziel gekommen ist, ist mehr, als wir uns erträumt haben. Heute ist er gefahren wie ein Champion", kommentierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Vettel: "Wir hätten leicht auch alles in den Sand setzen können, haben das Ruder aber herumgerissen. Aber es sind noch zwei Rennen, und wir haben wieder gesehen, wie schnell sich alles drehen kann."

Der vorletzte WM-Lauf dreht sich am 18. November in Austin um den GP der USA. Eine Woche später wird die Saison in Sao Paulo, Brasilien, finalisiert. (bez, sid, DER STANDARD 04.11.2012)