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"Lassen uns nicht einfach vertreiben": Archivbild Navarros und Szávulys vor Ungarns Staats-TV.

Foto: AP/Bela Szandelszky

"Sie zerrten die beiden Demonstranten, die gerade da waren, aus ihrem Zelt und schmissen sie auf die Straße", schildert Nagy Navarro dem STANDARD die Räumung.

Öffentlich-rechtliche Medien gleichgeschaltet

Der rechtspopulistische Regierungschef Viktor Orbán und seine willfährigen Helfer haben die öffentlich-rechtlichen Medien in Ungarn politisch gleichgeschaltet. Nachrichten werden nicht selten durch plumpe Retuschierungen oder "kreative" Schnitte gefälscht. Nagy Navarro und Szávuly, damals selbst Angestellte des Fernsehens, traten vor fast einem Jahr anfangs mit einem Hungerstreik, dann mit einer Dauerbesetzung vor dem Fernsehgebäude dagegen auf. Obwohl als Gewerkschafter vor Entlassung geschützt, wurde ihnen gekündigt. Erst Anfang Oktober erhielten sie für ihr ungebrochenes Engagement den renommierten Leipziger Medienpreis.

Neue Berliner Mauer

Sympathisanten und Berichterstattern, die am Freitag in der Kunigunda útja eintrafen, bot sich ein bizarres Bild. Metallgitter sperrten den Platz vor dem Eingang zum mächtigen Glasbetonbau des Fernsehens ab, davor waren in einem Spalier die Cerberusse der beauftragten Sicherheitsfirma postiert. Handwerker waren dabei, hinter Spalier und Gitter noch eine Wand aus Spanplatten zu errichten. "Die neue Berliner Mauer", witzelte ein Demonstrant. "Die arrogante Macht verbarrikadiert sich", pflichtete ihm ein anderer bei. Tatsächlich könnte die offizielle Begründung für die Nacht-und-Nebel-Aktion am Allerseelentag fadenscheiniger nicht sein. Es werde ein "Kunstwerk" errichtet, das die " Silhouetten der Budaer Berge" abbilde, hieß es. Der Platz, an dem das kleine Protestcamp gestanden hatte, wurde zum "Baugelände" erklärt. Nagy Navarro will aber in jedem Fall weitermachen: "Wir lassen uns nicht einfach vertreiben." (Gregor Mayer aus Budapest, DER STANDARD, 3.11.2012)