München - Brückenechsen oder Tuataras gelten als "lebende Fossilien". Auf den ersten Blick ähneln die etwa einen halben Meter langen Tiere Eidechsen oder Leguanen, ihre Anatomie zeigt jedoch, dass sie mit diesen nicht direkt verwandt sind, sondern eine eigene Reptilienordnung mit sehr alten Wurzeln bilden. Im Erdmittelalter waren sie weltweit verbreitet und bildeten eine artenreiche Gruppe - heute sind nur noch zwei Arten übrig, die auf einigen wenigen kleinen Inseln vor Neuseeland leben.

Dass Brückenechsen im Gegensatz zu ihrer erfolgreichen Schwestergruppe, den Schuppenkriechtieren (etwa Eidechsen oder Schlangen), weitgehend verschwunden sind, wird oft einer evolutionären Unterlegenheit zugeschrieben. Ein neuer Fund relativiert das Bild von der mangelhaften Anpassung aber etwas: Ein in Süddeutschland entdecktes Fossil habe für Landwirbeltiere äußerst ungewöhnliche Zähne aufgewiesen, schreiben Wissenschafter in der Fachpublikaton "PLoS One". Die rund 148 Millionen Jahre alte Echse hatte massive Zahnplatten. Deren Struktur deute darauf hin, dass sie zeitlebens kontinuierlich wuchsen, um der Abnutzung entgegenzuwirken. 

Novum

Ähnliche Zähne wie bei dem Oenosaurus muehlheimensis benannten Tier kannte man bisher nur bei Fischen  - etwa bei den mit den Haien verwandten Seekatzen oder den Lungenfischen. "Als das Stück gefunden wurde, und der Schädel nur in Gaumenansicht sichtbar war, rätselten wir alle, worum es sich wohl handeln könnte, da niemand von uns jemals eine solche Bezahnung bei einem offensichtlichen Landwirbeltier gesehen hatte", sagte der Erstautor Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München.

Die Bezahnung bedeute eine bisher unbekannte ökologische Anpassung bei dieser Ur-Brückenechse, die offenbar auf das Knacken hartschaliger Nahrung spezialisiert war. Somit zeige der Fund, dass diese Gruppe sehr viel anpassungsfähiger war als angenommen, und unterstreicht ihre große Vielfalt in jener Zeit der Erdgeschichte. Steinbruchbesitzer fanden die Echse und spendeten sie der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München. (APA/red, derStandard.at, 4. 11. 2012)