Konsequente Außenseiterperspektive: Josef Hader und Johannes Nussbaum in Peter Kerns "Diamantenfieber".

Foto: Viennale

Nachdem er die Österreichpremiere von Glaube, Liebe, Tod bereits zum Polterabend der Viennale erklärt hatte, tanzt Peter Kern mit seinem Spielfilm Diamantenfieber nun auch auf der Hochzeit selbst. Als Täter aus Leidenschaft erzählt Kern die Geschichte des jungen Nachwuchsgauners Hans (Johannes Nussbaum) und der in ihrem goldenen Käfig eingesperrten Melanie (Anna Posch).

Während der elternlose Hans die Wiener Oberschicht bestiehlt, um seine kränkliche Oma und die jüngeren Geschwister vor dem Zugriff der staatlichen Obsorge zu bewahren, wird Melanie von ihren im Reichtum verkommenen Eltern dazu getrieben, ihren Kopf versuchsweise in den Gasofen zu stecken. Die beiden Jugendlichen kommen zusammen, als Botengänge für seinen diamantendealenden Onkel Fritz (Josef Hader) Hans in die Villa von Melanies Eltern führen.

Bald küsst sich das Paar am Donaukanal, das ersehnte gemeinsame Glück wird sich in der rauen Wirklichkeit allerdings nur durch viel kindliche Fantasie konservieren lassen.

Der damit einhergehende Hauch von Naivität ist trotz aller immer wieder durchbrechenden bitteren Aggression für Diamantenfieber prägend. Budgetär bedingte Unzulänglichkeiten wirken so mit einem Mal charmant, machen den Regisseur zum Realisator eines ruppigen Abenteuerspiels, dessen einzige Regel besagt, dass es ein Happy End geben muss.

Bei aller Geradlinigkeit der Story mitunter gehörig rumpelnd, bleibt der Film konsequent auf der Seite der wahren Außenseiter - in einer hinterfotzigen Szene wird etwa Franz Vranitzky beim Wiener Maiaufmarsch am Rathausplatz die Armbanduhr geklaut - und pfeift zugleich auf jegliche Zugeständnisse: Hans' Frage, was es mit der eben gestörten Bondage-Nummer auf sich hat, wird von seinem Onkel nicht einmal ignoriert. (Dorian Waller, Spezial, DER STANDARD, 3./4.11.2012)