Bagdad/Ankara - Der irakische Vizepräsident Tarik al-Hashemi ist in seiner Heimat nach Angaben aus Justizkreisen zum zweiten Mal in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er sei schuldig gesprochen worden, an einem Komplott zur Ermordung eines Regierungsbeamten beteiligt gewesen zu sein, sagte ein Mitarbeiter der irakischen Justiz am Donnerstag.

Zusammen mit einem Komplizen, über den ebenfalls ein Todesurteil gesprochen worden sei, habe al-Hashemi einen Vertreter des Innenministeriums töten wollen. Ein Gericht in Bagdad hatte al-Hashemi im September erstmals zum Tode durch den Strang verurteilt. Es befand ihn für schuldig, für den Tod eines Anwalts und eines Generals verantwortlich zu sein.

Innenpolitischer Machtkampf

Der sunnitische Politiker hält sich ebenso wie sein nun ebenfalls verurteilter angeblicher Komplize in der Türkei auf und folgte einer Anordnung zur Rückkehr in den Irak nicht. Die Türkei bot al-Hashemi nach dem ersten Urteil an, beliebig lange im Land zu bleiben.

Die Prozesse gegen al-Hashemi verschärfen den innenpolitischen Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten im Irak kurz nach dem Abzug der US-Truppen. Al-Hashemi wies das erste Urteil als "politisch motiviert" zurück. Nach dem zweiten Todesurteil teilten seine Anwälte am Donnerstag mit, nicht über die Verhandlung informiert worden zu sein.

Al-Hashemi wird wegen Verdachts auf "Führung und Finanzierung terroristischer Anschläge" mit internationalem Haftbefehl gesucht. Nachdem der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki einen Haftbefehl gegen ihn veranlasst hatte, floh er Ende 2011 in die autonomen Kurdengebiete im Nordirak und gelangte nach Aufenthalten in Katar und Saudi-Arabien in die Türkei. (APA, 1.11.2012)