Peking/Washington - Chinesische Polizisten haben ein Treffen von Unterstützerinnen des blinden Menschenrechtsaktivisten Chen Guangcheng mit dessen Familie verhindert. Bis zu 40 Spezialkräfte hätten die fünf Frauen aufgehalten, die mit einem Bus in Chens Heimatdorf in der östlichen Provinz Shandong reisen wollten, sagte die Organisatorin der Reise, Liu Guohui, der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch. Sie hätten der Familie zu der Verleihung des Menschenrechtspreises der Organisation Human Rights First an Chen gratulieren wollen.

Die Frauen zwischen 30 und 70 Jahren seien über Stunden in Gewahrsam genommen worden. Liu wurde nach eigenen Angaben unter Hausarrest gestellt. Lediglich zwei Aktivisten hätten es unbemerkt in das Dorf geschafft und dort ein Banner an die Familie übergeben, sagte der Bruder des Dissidenten, Chen Guangfu.

Der blinde Anwalt hatte den Preis am Donnerstag in New York verliehen bekommen. Durch seinen Einsatz für die Opfer von Zwangssterilisierungen und Landenteignungen hatte er immer wieder den Zorn der chinesischen Behörden auf sich gezogen. 2006 wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach vorzeitiger Entlassung und Hausarrest flüchtete er im April in die US-Botschaft in Peking und reiste schließlich in die USA aus. (APA, 31.10.2012)