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Die Nachfrage nach Urnen steigt mit dem Trend zur Feuerbestattung. Für das Krematorium in Simmering wären es derer bald zu viele - obwohl die Zahlen in Wien unter dem Österreichschnitt liegen.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Wien - Feuerbestattungen boomen. Österreichweit geht inzwischen mehr als jeder dritten Bestattung eine Einäscherung vor aus. In Wien waren im Vorjahr ein Viertel aller Begräbnisse Feuerbestattungen. Warum sich der Trend in Wien vergleichsweise langsamer etabliert, ist unklar.

Trotzdem stößt man mit rund 6000 Einäscherungen jährlich im Krematorium Simmering beim Zentralfriedhof bald an die Kapazitätsgrenzen, wie der Geschäftsführer der Bestattung & Friedhöfe Wien, Christian Fertinger, am Dienstag dem Standard verriet. "Wir müssen in den nächsten Jahren schrittweise die Kapazität erhöhen", ergänzte er.

Fertinger weiß auch schon wie: "Wir haben derzeit Elektroöfen in Betrieb. Die neue Technologie wird auf Basis von Gasöfen sein." International sei das bereits Standard. In Wien hat die Bestattung bis in die 80er-Jahre bereits mit Gas und Koks Öfen beheizt, allerdings habe es Probleme mit den Abgasen gegeben. Inzwischen sei die Technologie aber so weit. Die modernen, mit Gas betriebenen Öfen seien zudem effizienter, sie bräuchten zum Beispiel weniger lang, um wieder abzukühlen.

Das Krematorium in Simmering ist das einzige in Wien. Laut Fertinger werden dort zirka 30 Einäscherungen am Tag durchgeführt, normalerweise nur an Werktagen. Für Feuerbestattungen werden auch Tote aus der Umgebung der Bundeshauptstadt nach Simmering transportiert: Im Burgenland gibt es gar kein Krematorium, Niederösterreich verfügt auch nur über ein einziges - in St. Pölten.

Keine Leerlaufzeiten

Das Wiener Krematorium beinhaltet unter der Feuerhalle vier Öfen, von denen immer nur drei laufen - und das, laut Fertinger, bereits im Schichtbetrieb von etwa zwölf bis 14 Stunden am Tag. Leerlaufzeiten gebe es "nicht wirklich". Der Austausch der Öfen in den nächsten Jahren soll einzeln nacheinander erfolgen.

Die Einäscherung eines Leichnams erfolgt bei zirka 800 bis 1100 Grad Celsius Hitze und dauert jeweils rund 1,5 Stunden. Bei besonders beleibten Menschen kann sie auch ein paar Minuten mehr in Anspruch nehmen.

Die Zahl der Urnengräber steigt nicht so rasch wie die Zahl der Einäscherungen: Oft werden Urnen demnach noch in Erdgräbern beigesetzt.

Die Bestattung Wien reagiert auf den Trend mit einem breiteren Angebot an verschiedenen Urnendesigns, dar unter mit Swarovski-Steinen besetzte oder selbst bemalbare Urnen aus Materialien, die biologisch abbaubar sind. Auch in puncto Friedhofsnavigation geben sich die Friedhöfe Wien modern: Die bereits etablierte Online-Suche nach dem Grab eines Verstorbenen soll mit einer via Smartphone abrufbaren Navigationsfunktion ergänzt werden, mit deren Hilfe man sich ab 2013 zu den Gräbern seiner Lieben lotsen lassen kann. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 31.10.2012)