München - Mit einem weltweiten Online-Lernprogramm will die katholische Kirche sexuellen Missbrauch künftig vermeiden und Opfern frühzeitig helfen. Zehn Monate nach der Gründung schaltete das Zentrum für Kinderschutz der päpstlichen Universität Gregoriana im Oktober die erste Lerneinheit auf Englisch, Italienisch und Deutsch frei, wie Direktor Hubert Liebhardt am Montag in München mitteilte.

An dem ersten Kurs nehmen 235 Priester, Ordensleute und Lehrer kirchlicher Schulen aus sechs Ländern in Europa, Asien und Afrika teil. Die spanischsprachige Version des Programms soll Im Jänner 2013 online gehen. Über das Internet hofft die Kirche, Mitarbeiter in den entlegensten Regionen der Welt zu erreichen, für das Thema Missbrauch zu sensibilisieren und im Umgang damit zu schulen. Ziel sei es, die Schulung irgendwann in die Grundausbildung vor der Priesterweihe aufzunehmen, sagte Liebhardt.

"Uns war schon bei der Projektkonzeption bewusst, dass es schwierig sein wird, kulturelle Unterschiede in einem standarisierten internationalen Onlinekurs zu integrieren", sagte er. "Diese Einschätzung hat sich bestätigt."

Die erste Lerneinheit stellt Statistiken über Missbrauch vor. Vier weitere Einheiten unter anderem mit Fallbeispielen sollen bis Jahresende fertig sein. Das gesamte Programm soll bis 2014 stehen. Parallel erarbeiten Bischofskonferenzen weltweit Leitlinien. Rund 70 Prozent hätten schon geantwortet, sagte Charles Scicluna, der jahrelang als "Staatsanwalt" der Kirche Missbrauchsfälle verfolgt hatte. "Wir sind auf einem sehr guten Weg." (APA, 29.10.2012)