"Haben Sie Schulden?" "Hartz 4?": So köderte Sonntag im Münchener "Tatort" ("Ein neues Leben") eine zwielichtige Drückerkolonne vom Abstieg bedrohte Mittelstandsbürger. Spendensammeln für bedrohte Robbenbabys und dafür ordentliche Provisionen kassieren: verlockende Aussichten für verschuldete Alleinerzieher oder Handwerker.

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Weil einer der Spendenkeiler ermordet wurde, heuert Ivo Batic (Miroslav Nemec) in einer illegalen Undercover-Action bei der Truppe an.

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Dort trifft er die bedrohlichen Chefinnen: Nina Proll als Kampflesbe, die wie eine zwangsgestörte Domina mit ihrem Gürtel auf den Tisch peitscht, um ihre Bande zu disziplinieren.

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Und Mina Tander als ihre Geliebte, die eine Affäre mit einem anderen Spendenkeiler hat - später wird sie im Wagen ihrer Freundin sitzen und sein Blut von der Windschutzscheibe wischen. Die zwei Frauen sind sensationell gefühlskalte Soziopathinnen. Einzig warum sie so sind, wird nicht nachvollziehbar. Bis auf winzigste Biografieschnipsel erfährt man nichts über sie.

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Vielleicht wollten die Autoren Fred und Léonie-Claire Breinersdorfer einfach nur zeigen, dass Geschlechterklischees nicht immer der Realität entsprechen müssen: Während die Frauen nämlich den Kommissar Batic sein eigenes Grab ausheben lassen, benimmt sich Polizeianwärter Fechner (Maximilian Schafroth), der ihn und Leitmayr (Udo Wachtveitl) im Präsidium unterstützen soll, reichlich mädchenhaft.

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"Ich hab' immer Angst, dass ich die Leute enttäusch", klagt er mit dünner Stimme. Und ob "der Ivo" denn Nüsse möge? Er würde ihm nämlich gern einen Kuchen backen. Wen wundert's noch, wenn sich die Kommissare in dieser Folge erstmals mit "Schatz" ansprechen? (Andrea Heinz, DER STANDARD, 30.10.2012)

 

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