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Der deutschsprachige Markt ist nicht betroffen.

Frankfurt/London - Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann und sein britischer Rivale Pearson schmieden den weltgrößten Buchverlag. Die beiden Medienkonzerne wollen ihre Verlagstöchter Random House und Penguin zu einem neuen Unternehmen zusammenführen.

Bertelsmann soll an dem neuen Mega-Buchverlag 53 Prozent der Anteile halten, Pearson 47 Prozent, teilten die Konzerne am Montag mit. Geleitet werden soll der Verlag mit rund drei Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) Umsatz vom derzeitigen Chef der Bertelsmann-Buchsparte Random House, Markus Dohle. Sitz des Konzerns wird New York. Die Transaktion solle in der zweiten Hälfte 2013 nach dem Okay der Kartellbehörden unter Dach und Fach gebracht werden. Der deutschsprachige Zweig von Random House mit insgesamt 45 Verlagen soll nicht in den Merger mit einbezogen werden, teilte Random House Deutschland mit.

Der neue Buchriese, der Penguin Random House heißen soll, wird alle Aktivitäten der beiden Buchverlage in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Indien und Südafrika sowie die Penguin-Ableger in China und die Random-House-Verlage in Spanien und Lateinamerika umfassen.

Da der neue Buchkonzern einen großen Teil seiner Geschäfte mit englischen und spanischen Publikationen machen werde, würde der deutsche Random-House-Verlag mit seinen 45 einzelnen Buchverlagen von dem Deal ausgeklammert, sagte ein Bertelsmann-Sprecher. Zudem sei der deutschsprachige Buchmarkt im Vergleich zu anderen Ländern derzeit noch ein Hort der Stabilität - dank fester Buchpreise liegt der Gesamtumsatz der Branche seit Jahren bei zehn Milliarden Euro.

Anders ist die Situation in Großbritannien und den USA. Online-Versandhäuser wie Amazon luchsen den dortigen Buchhändlern seit Jahren immer mehr Kunden ab. Der Siegeszug der E-Books beschleunigt den Abwärtstrend der Branche zusätzlich.

Antrieb für die Fusion sei es gewesen, besser auf diese Veränderungen reagieren zu können, hieß es vonseiten Pearsons. Zusammen hätten die beiden Unternehmen mehr Ressourcen, um in neue Geschäftsmodelle zu investieren. Analysten erwarten, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss genehmigen, obwohl die neue Firma in Amerika und Großbritannien einen Marktanteil von gut 25 Prozent haben wird.

Penguin ist in englischsprachigen Ländern vor allem für seine Taschenbuch-Neuauflagen von Klassikern der Weltliteratur bekannt. Zu Bertelsmann gehören neben Random House noch Europas größte Fernsehgruppe RTL, Europas größter Zeitschriften-Verlag Gruner+Jahr und der Mediendienstleister Arvato (siehe Grafik).

Konzernchef Thomas Rabe hatte im Frühjahr angekündigt, das Unternehmen nach Jahren des Sparens wieder auf Wachstum trimmen zu wollen. Auch Kapital von Investoren soll geholt werden.

Für den Pearson-Konzern ist der Schritt eine Zäsur. Der angekündigte Rücktritt von Vorstandschefin Marjorie Scardino zum Jahreswechsel hatte bereits Spekulationen über eine neue Strategie bei Pearson ausgelöst. Analysten spekulieren, ob das britische Traditionsunternehmen nach dem Buch-Deal noch die Financial Times verkauft, um sich noch stärker auf das Geschäft mit Schulbüchern und Lehrmaterial zu konzentrieren. (Reuters, ruz, DER STANDARD, 30.10.2012)