Palermo - Bei den Regionalwahlen auf Sizilien, zu denen am Sonntag 4,4 Millionen Wähler aufgerufen waren, bahnt sich ein Sieg des Mitte-links-Kandidaten Rosario Crocetta und eine verheerende Niederlage für das Mitte-rechts-Lager um Ex-Premier Silvio Berlusconi an.

Laut Hochrechnungen schaffte es der von einer Koalition aus christdemokratischen und linksorientierten Parteien unterstützte Crocetta auf 31,7 Prozent der Stimmen. Nello Musumeci, Spitzenkandidat der Mitte-rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL) um Berlusconi, musste sich mit 26 Prozent begnügen.

Auf Platz drei schaffte es laut Hochrechnungen der Kandidat der populistischen Bewegung "Fünf Sterne" Giancarlo Cancelleri mit 17,5 Prozent. Die vom Starkomiker Beppe Grillo angeführte Fünf-Sterne-Bewegung könnte laut Hochrechnungen mit 13,7 Prozent der Stimmen überraschend zur stärksten Einzelpartei auf der Insel aufrücken.

Ehemalige Hochburg Berlusconis

Der 63-jährige Grillo erregt immer wieder Aufsehen durch seine populistische Rhetorik. So hatte er zuletzt in Frage gestellt, ob Italien Teil der Eurozone bleiben solle. Die Parteien müssen eine Fünf-Prozent-Hürde bewältigen, um Zugang zum sizilianischen Regionalparlament zu haben.

Die Wahlen auf Sizilien, einst solide Hochburg Berlusconis, sind ein harter Schlag für den Medienzaren. Berlusconis Partei verlor laut Hochrechnungen gegenüber den letzten Regionalwahlen 2008 fast die Hälfte der Stimmen und schrumpfte auf 13,5 Prozent hinter der Mitte-links-Kraft "Demokratische Partei".

Nur 47,4 Prozent gingen zur Wahl

Die Niederlage könnte negative Auswirkungen auch in Rom haben. PdL-Chef Angelino Alfano, der zuletzt mit Berlusconi in Konflikt geraten war, könnte sich zum Rücktritt entschließen, spekulieren politische Beobachter.

Zu einer rekordhohen Stimmenenthaltung kam es auf Sizilien. Lediglich 47,4 Prozent der Wahlberechtigten - 2,2 Millionen Wähler - beteiligten sich am Urnengang. Bei den vorangegangenen Regionalwahlen im Jahr 2008 lag die Beteiligung bei 66,6 Prozent. Der Urnengang galt als wichtiger Test vor den italienischen Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr, die Wahlen werden daher in Rom mit großem Interesse beobachtet.

Hunderte Kandidaten beteiligten sich am Wettkampf um einen der 90 Sitze im sizilianischen Parlament. Das Regionalparlament war im vergangenen Juli aufgelöst worden, nachdem der amtierende Präsident Siziliens, Raffaele Lombardo, das Handtuch werfen musste. Dieser hatte im Juli nach einem Skandal wegen mutmaßlicher Mafia-Verstrickungen und eines Riesenlochs im regionalen Budget zurücktreten müssen.(APA, 29.10.2012)