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Der Druck auf Peter Schöttel ist ein großer, die Erwartungshaltung bei Rapid eine nicht minder große.

Foto: APA/ Hochmuth

Wien - Nach den Tiefschlägen der vergangenen Tage ist Rapid gegen Red Bull Salzburg der erhoffte Befreiungsschlag gelungen. Der 2:0-Heimsieg über den Doublegewinner am Sonntag war Balsam auf die zuletzt geschundene grün-weiße Seele. Außerdem wurde der Kontakt zur Spitze gewahrt und Peter Schöttel jubelte: "Für mich ist das der wertvollste Sieg, seit ich Rapid-Trainer bin."

Bullen-Coach Roger Schmidt führte die Niederlage auf die eigene Abschlussschwäche zurück. "Wir haben uns genug Möglichkeiten für einen Sieg herausgespielt, aber es hat das nötige Quäntchen Glück und die Entschlossenheit vor dem Tor gefehlt." Der Sieg der Hütteldorfer sei aufgrund ihres leidenschaftlichen Auftretens nicht unverdient gewesen. "Aber ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat guten Fußball gezeigt", betonte Schmidt.

"Bei uns wird ein bisschen die Realität vergessen"

Schöttel zeigte sich von den Salzburgern beeindruckt, als er sagte, "sie haben eine tolle Mannschaft, spielen tollen Fußball und werden im Mai zu 90 Prozent Meister sein", bemängelte jedoch die große Erwartungshaltung bei den Grünen. "Bei uns wird ein bisschen die Realität vergessen. Wir wissen, was wir zur Verfügung haben und versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber bei Rapid muss man immer Meister werden und jedes Spiel gewinnen."

Aufgrund dieses Drucks fühlt sich Schöttel auf seinem Trainersessel offenbar nicht wirklich sicher. "Ich kann mich gut erinnern, dass im Herbst 2011 die Trainer von drei Europa-League-Teilnehmern wackelten (Anm.: Ricardo Moniz, Karl Daxbacher, Franco Foda), und das, obwohl sie erfahrenere Mannschaften hatten als wir. In unserer Entwicklung ist die Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase wahrscheinlich zu früh gekommen."

"Ein Sieg der Leidenschaft"

Rapid war nach dem 0:2 gegen die Austria im Derby und dem 0:4 gegen Leverkusen als klarer Außenseiter in die Partie gegangen. "Wir hatten eine sehr heikle Ausgangsposition. Die Mannschaft wurde abgewatscht und konnte wegen der Europa League nicht so frisch wie der Gegner sein", meinte Schöttel. Dennoch klappte es nach zuletzt vier sieglosen Pflichtspielen wieder mit einem vollen Erfolg. "Es war ein Sieg der Leidenschaft, und natürlich ist auch das Glück wieder zurückgekehrt."

Dass das Glück den Rapidlern hold war, bestritt Schöttel nicht. "Wir hatten einen günstigen Spielverlauf", gab er zu. Während die Salzburger viele hochkarätige Chancen ausließen, präsentierte sich Rapid effizienter - auch dank Steffen Hofmann. Der Deutsche, bei seinem Comeback nach einer Augenverletzung mit Spezialbrille im Einsatz, zirkelte einen Freistoß zum 1:0 ins Kreuzeck.

Verantwortungsträger Hofmann

"Für uns ist es immer wichtig, wenn er auf dem Platz steht, selbst wenn er nicht hundertprozentig fit ist. Wir spielen mit ihm anders, weil er der ist, dem man die Verantwortung überträgt, wenn es schlecht läuft", sagte Schöttel. Hofmann freute sich über seine gelungene Rückkehr, die aber bereits kurz vor der Pause beendet war. "Ich war schon müde, außerdem hat der Oberschenkel zugemacht", erzählte der Deutsche.

Den von Kevin Kampl ("Das war nie und nimmer ein Foul") in einem Zweikampf mit Hofmann ("Das Foul muss man nicht unbedingt geben") verursachten Freistoß verlegte der Rapid-Kapitän rund zwei Meter nach vorne und verschaffte sich damit eine günstigere Schussposition. "Ich habe nicht genau gesehen, wo das Foul war", sagte Hofmann.

Strittige Entscheidungen

Wenige Sekunden später stand der Regisseur noch einmal im Mittelpunkt, als Salzburgs Sadio Mane nach einer Attacke von Hofmann im Strafraum zu Fall kam. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein Elfer war", beteuerte der Mittelfeldspieler. Für Kampl hingegen war diese Aktion ein weiterer Beweis dafür, dass Salzburg im Hanappi-Stadion von Referee Alexander Harkam übel mitgespielt wurde. "Es sind drei, vier schwere Fehlentscheidungen gegen uns getroffen worden", ärgerte sich der Slowene.

Im Gegensatz dazu hielt sich Salzburgs Trainer Schmidt mit Kritik an Harkam zurück. "Aus meiner Sicht war es vor dem Hofmann-Tor kein Foul. Aber es ist auch egal, der Freistoß war gut geschossen." Das Elfmeterfoul an Mane wäre laut Schmidt wohl zu geben gewesen, "doch auch wenn wir vielleicht benachteiligt wurden, hatten wir auch so genug Chancen, um das Spiel für uns zu entscheiden".   (APA/red, derStandard.at, 29.10.2012)