Grafik: STANDARD

Wien - Die Regierung steht derzeit noch auf der Bremse. Trotz schwacher Wachstumsprognosen (rund ein Prozent für 2013) hält sie ein neues Konjunkturpaket für nicht nötig. Bei den heimischen Unternehmern sieht es da anders aus. Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent (siehe Grafik) hält ein "neues, großes Konjunkturpaket" für sinnvoll. In den Sparten Dienstleistungen und Industrie gebe es sogar eine deutliche Mehrheit, zeigt eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young für den Standard.

Dass immerhin auch 48 Prozent nichts von wachstumsfördernden Programmen halten, führt Helmut Maukner von Ernst & Young auf das "mangelnde Vertrauen der Unternehmer in Staat und Regierung zurück, das traditionell eher niedrig ist".

Aktuell erwarten jedenfalls 59 Prozent der 200 befragten Unternehmer eine gleichbleibende bis negative Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Vor einem halben Jahr lag dieser Wert noch bei 44 Prozent. Personalabbau steht aber nur bei zehn Prozent auf der Tagesordnung. 18 Prozent wollen sogar neue Mitarbeiter aufnehmen.

Kein Problem bei Kreditaufnahme

Kein Problem haben die Firmenchefs bei der Kreditaufnahme. 71 Prozent geben an, "nicht schwerer als sonst" an Kredite zu kommen. Für 16 Prozent ist es derzeit sogar "leichter", und nur 13 Prozent kommen "sehr schwer" an Darlehen. Maukner: "Entgegen der allgemeinen Annahme, dass Unternehmen immer größere Hürden bewältigen müssen, um an Bankkredite zu kommen, gibt es laut unserer Umfrage keine Anzeichen für eine Kreditklemme."

Für das größte Unbehagen sorgen die hohen Energiepreise. 73 Prozent machen sich darüber "große" oder "sehr große" Sorgen. Der Wert liegt aber deutlich niedriger als zuletzt. Auch wenn von Notenbankern das Inflationsrisiko als gering gesehen wird, steht es bei den Unternehmen an zweiter Stelle auf der Sorgenliste.

Von der Eurokrise fühlen sich 85 Prozent "ein wenig" oder "sehr bedroht" . Nur mehr 33 Prozent (nach zuletzt 46 Prozent) glauben, dass die südeuropäischen Staaten ihr Schuldenproblem in den Griff bekommen können.

Dennoch gehen 87 Prozent davon aus, dass der Euro mittelfristig überleben wird. Ebenfalls interessant: Trotz der großen Euro-Sorgen geben 75 Prozent an, die Frage der Euro-Zukunft habe keinen Einfluss auf ihre unternehmerischen Entscheidungen. Und: Deutliche Vertrauensgewinner des letzten halben Jahres waren der Dollar, die Ratingagenturen und der Bankensektor. (Günther Oswald, DER STANDARD; 29.10.2012)