In der STANDARD-Umfrage liegt die SPÖ bei 27 Prozent, die ÖVP bei 23, die FPÖ bei 22, die Grünen bei 15, Stronach bei zehn und das BZÖ bei nur einem Prozent.

Grafik: DER STANDARD

Linz - Was sind das eigentlich für Leute, die sich vornehmen, bei der nächsten Nationalratswahl ihre Stimme dem Team Stronach zu geben? Es sind in hohem Maße Personen, die sich und andere in Österreich ungerecht behandelt fühlen. Jeder zweite Stronach-Wähler sagt ohne Wenn und Aber, dass er mit seinem Leben unzufrieden sei.

Das geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage unter 400 Wahlberechtigten hervor. Der STANDARD ließ erheben, ob die Österreicher meinen, dass es in unserem Land alles in allem gerecht zuginge. Darauf sagten (ähnlich wie in einer vergleichbaren Umfrage im Februar 2012) 36 Prozent, dass die Menschen in Österreich gerecht behandelt würden - 58 Prozent meinen, dass das nicht der Fall wäre.

"Hier sieht man ganz ausgeprägte Unterschiede je nach Parteipräferenz. Man kann sagen, dass die Welt nur für die ÖVP-Wähler weitgehend in Ordnung ist. Von den Wählern der SPÖ und der Grünen glaubt nicht einmal jeder Zweite, dass Österreich gerecht wäre, und ganz krass ist es bei den Anhängern von Stronach und der FPÖ - von denen glaubt nur noch eine kleine Minderheit an Gerechtigkeit", interpretiert Market-Chef Werner Beutelmeyer die Daten.

Ähnlich deutlich sind die Unterschiede, wenn man nach der eigenen Erfahrung mit Gerechtigkeit fragt. Wie berichtet, sagen 69 Prozent der Österreicher, sie würden in ihrem Leben gerecht behandelt, 31 Prozent sagen, dass das nicht der Fall wäre. Aber: Bei den Stronach-Wählern ist das Verhältnis praktisch umgekehrt, sie fühlen sich mit großer Mehrheit selbst ungerecht behandelt.

Dazu müsse man wissen, dass Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich in Österreich besonders hoch geschätzte Werte sind - vor allem bei Wählern, die eigentlich Linksparteien wählen. Beutelmeyer: "Es ist leicht vorherzusagen, dass die SPÖ dieses Thema im Wahlkampf zu besetzen versuchen wird, denn die SPÖ hat da an Kernkompetenz zu verlieren, was natürlich entsprechende Wählerabwanderung bedeuten könnte."

Knappe rot-schwarze Hälfte

Die aktuelle Umfrage zeigt die SPÖ zwar unangefochten an erster Stelle, mit 27 Prozent ist der Hochrechnungswert allerdings der niedrigste seit April. Rechnet man die ÖVP (derzeit 23 Prozent) dazu, käme die Koalition gerade noch auf die Hälfte der Stimmen - wie das in Mandaten aussieht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen.

Die FPÖ liegt mit 22 Prozent recht stabil - ein zweiter Platz ist nach der Schwächephase der vergangenen Wochen wieder realistischer geworden.

Allerdings muss man bedenken, dass die Stronach-Partei inzwischen in den Köpfen der Wähler ebenso gut verankert ist wie die etablierte Protestpartei FPÖ - "in den Rohdaten liegt sie sogar über den zehn Prozent, die ihnen die Hochrechnung zubilligt", sagt Beutelmeyer. Für die Hochrechnung wird nämlich unter anderem die "Rückerinnerungsfrage" (welche Partei die Befragten bei der vergangenen Nationalratswahl gewählt haben) berücksichtigt und für Korrekturen herangezogen. Diese Rückerinnerungsfrage zeigt auch auf, dass je ein Viertel der Anhänger Stronachs angibt, früher bei der FPÖ beziehungsweise bei der SPÖ gewesen zu sein.

Bei den Grünen (derzeit 15 Prozent) kann Stronach kaum grasen - und an eine Stimmabgabe für das BZÖ mag sich kaum mehr jemand erinnern, obwohl die orange Partei bei ihrem letzten Antreten unter Jörg Haider noch über zehn Prozent erreichen konnte.

Aber ebenso wie die BZÖ-Abgeordneten zu FPK und Stronach abgewandert sind, haben sich auch die Wähler verlaufen: Die Hochrechnung traut der Partei von Josef Bucher nur ein Prozent zu.

Dabei geben drei Prozent an, dass sie Josef Bucher zum Bundeskanzler wählen würden, wenn man den Regierungschef direkt wählen könnte. In dieser (theoretischen) Kanzlerfrage führt Amtsinhaber Werner Faymann mit 21 Prozent vor ÖVP-Chef Michael Spindelegger (16 Prozent), FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (elf Prozent), Frank Stronach (neun Prozent) und Eva Glawischnig (sieben Prozent). (Conrad Seidl, DER STANDARD, 29.10.2012)