Wien - Die Interessensgemeinschaft (IG) Autorinnen Autoren kritisieren die Reaktion von Kurt Scheuch, Obmann der FPK, auf die Rede des Büchner-Preisträgers Josef Winkler. "Wir protestieren gegen den Einschüchterungsversuch der Kärntner Künstler/innen bzw. den Aufruf der regierenden Freiheitlichen Partei Kärntens, die Kärntner Künstler/innen sollten sich gegen 'die Machenschaften' des Kärntner Schriftstellers Josef Winkler wenden", hieß es in einem am Samstag verschickten E-Mail.

"Unter dem Deckmantel der Kunst"

Scheuch hatte am Freitag Winkler für seine Rede scharf attackiert. Angesichts Winklers "Hasstiraden" müsse man hinterfragen, was unter dem "Deckmantel der Kunst" alles erlaubt sein könne, so Scheuch. Die Kärntner Künstlerszene müsse sich nun angesichts dieser "Machenschaften" von Winkler abwenden.

Der 2008 mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnete Autor hatte am Donnerstag einen wütend-polemischen "offenen Brief" mit dem Titel "Gerhard Dörfler, der Landeshauptmann von Kärnten als bischöflicher Haubentaucher auf einer Bierkiste" im Salzburger Unipark vorgetragen.

Lob für Winkler von Ruiss

Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autoren Autorinnen, gratulierte dem Träger des Großen Österreichischen Staatspreises und Präsidenten des Österreichischen Kunstsenats Josef Winkler "zur Klarheit und Unmissverständlichkeit seiner Worte über die Missstände in seinem Heimatland Kärnten". Mit seinem offenen Brief habe Winkler "ebenso mutig wie überlegt und literarisch auf höchstem Niveau agiert". Man weise "mit aller Entschiedenheit die Aufforderung des Parteiobmanns und Regierungsmitglieds der regierenden FPK, Kurt Scheuch, zurück, die Künstlerszene in Kärnten solle sich von solchen Machenschaften abwenden".

Die IG Autorinnen Autoren sei "der Überzeugung, die Künstlerschaft muss sich solchen öffentlichen Auftritten wie dem von Josef Winkler vielmehr erst zuwenden, und zwar nicht nur die Kärntner Künstlerschaft, sondern die Künstlerschaft in ganz Österreich, und sich nicht nur mit den Kärntner Verhältnissen, sondern auch mit den politischen Zuständen überall in Österreich verstärkt beschäftigen".

Aktion geplant

Die IG Autorinnen Autoren regt demnach eine Aktion "Reden über Kärnten" mit einer öffentlichen Rede über Kärnten pro Woche an, an deren Zustandekommen sich eine möglichst breite interessierte Öffentlichkeit beteiligen und die sofort beginnen solle. "Ein solcher gemeinsamer großer demokratischer, öffentlicher, publizistischer und künstlerischer Akt wäre ein ebenso wichtiger wie gewichtiger Kontrapunkt zur politischen Selbstdarstellung und der politischen Werbesprache, die ganz besonders in Kärnten in den letzten Jahren nur wenig bis nichts zur Aufklärung beizutragen hatte, aber im Beschönigen, Vertuschen, Verschleiern und Wegreden es zu immer neuen Meisterschaften gebracht hat." (APA, 28.10.2012)