Georg Blume (Leiche) und Ann Mandrella (Rita La Porta) in "Tot, aber glücklich".

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Wien - Auf Logik und Plausibilität sollte man den Plot von Lucky Stiff (Tot, aber glücklich) lieber nicht abklopfen: Ein Kasinomanager aus Reno in Nevada, also jenseits des Atlantiks, möchte nach Monte Carlo - "mit dem Zug", um dort Urlaub zu machen. Einziges Problem: Er wurde erschossen. Und so verfügt er, dass sein Neffe, ein britischer Schuhverkäufer, sein Vermögen nur dann erhält, wenn er mit ihm die Reise absolviert: "Alles ist im Voraus bezahlt. Und dieses Testament sorgt dafür, dass mich nichts davon abhalten wird. Nicht einmal mein eigener Tod!"

Zum Glück befindet sich die Leiche bereits beim Notar in England. Und weil die Mumie eher untot als tot ist, vermag sie auf der Bühne der Kammerspiele den schicken elektrischen Rollstuhl auch selbst zu bedienen: Die Finger der rechten Hand sind tüchtig in Bewegung. Der Rollstuhl verweist eindeutig auf die Gegenwart. Er steht damit im Gegensatz nicht nur zum angegebenen Jahr 1983, sondern auch zum plumpen Kassettenrekorder, auf den der reiche Onkel seine Befehle und Wünsche gesprochen hat.

Doch egal. Der Schuhverkäufer Harry Whiterspoon, den Peter Lesiak mit größtmöglicher Durchschnittlichkeit ausstattet, wird von einer Art Spionin verfolgt. Dass diese, dargestellt von Lisa Habermann, eigentlich ein grundanständiges Mädchen ist, das sich nur nach Liebe und Treue sehnt: Das wird schon in den ersten Szenen klar. Da ahnt man bereits, wie das Musical von Lynn Ahrens und Stephen Flaherty, 1988 uraufgeführt, ausgehen wird.

Aber es kommt noch besser: Die Geliebte des Toten jettet mit einer Pistole nach Monte Carlo, um sich das Erbe zu ergaunern. Ann Mandrella zeigt sich passend von ihrer schrillsten, dümmsten und durchtriebensten Seite. Mitgebracht hat sie ihren Bruder, einen Optiker, dem die Bronchien nicht mitspielen: Boris Pfeifer inhaliert, als spiele er in Blue Velvet, und er explodiert ganz wunderbar - beim Ferngespräch mit der Ehefrau.

Als dann auch noch die Leiche verschwindet, herrscht das perfekte Chaos. Dieses adäquat, beinahe filmisch zu inszenieren, darauf versteht sich Werner Sobotka. Sam Madwar hat praktikable Requisiten malen lassen, die an Comics erinnern, und das Ensemble schlüpft in eine Vielzahl von Rollen. Es gibt in der Tat viel zu lachen. Nachdenken aber: Das sollte man besser nicht.   (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 27./28.10.2012)