Moskau - Zehn Jahre nach dem tagelangen Geiseldrama mit mehr als 170 Toten im Moskauer Musicaltheater "Nord-Ost" haben Angehörige der Opfer mit Nachdruck eine Aufklärung der Tragödie gefordert. Beim Gedenken am damaligen Tatort warfen Hinterbliebene Kremlchef Wladimir Putin vor, die Details der Befreiungsaktion weiter geheim zu halten, wie die Agentur Interfax am Freitag meldete. So sei die Mixtur des von den Sicherheitskräften verwendeten Kampfgases bis heute Staatsgeheimnis. Zahlreiche Geiseln erstickten an dem Gas.

"Schmerzhaft viele Fragen sind offen", sagte der Sänger Josef Kobson. Er hatte damals zwischen den Terroristen aus dem Konfliktgebiet Tschetschenien und dem staatlichen Krisenstab zu vermitteln versucht und einige Geiseln aus dem Theater geholt.

Am 26. Oktober 2002 hatten Sicherheitskräfte nach etwa drei Tagen das Theater gestürmt, in dem ein Terrorkommando Hunderte Geiseln festhielt. Die Bande hatte am 23. Oktober 2002 mehr als 800 Menschen in ihre Gewalt gebracht und forderte den Abzug der kremltreuen Truppen aus Tschetschenien im Nordkaukasus. Am Ende kamen mindestens 129 Geiseln und 41 Geiselnehmer ums Leben.

Mehr als 100 Hinterbliebene zündeten Kerzen vor einer Gedenktafel an, legten Blumen nieder und ließen Luftballons steigen. Eine Umfrage zeigt, dass immer mehr Russen die Befreiungsaktion kritisieren. Seit 2003 sei die Zahl der Menschen, die den Sturm auf das Theater als Erfolg sehen, von 51 Prozent auf 29 Prozent gesunken, wie das Meinungsforschungsinstitut Wziom in Moskau mitteilte. (APA, 26.10.2012)