Wien - Klettern wird für immer mehr Menschen zu einem beliebten Freizeitsport. Weltweit finden bereits mehr als 30 Millionen Menschen Ausgleich in den Bergen. Sie hängen an Seilen und suchen achtsam nach der bestmöglichen Aufstiegsroute. Der Klettersport soll auch zur olympischen Disziplin werden. Experten erwarten, dass das Interesse an diesem Sport dann noch größer wird.

Investoren haben diese Branche bereits für sich entdeckt. Die Hersteller von Ausrüstung und Outdoor-Kleidung freuen sich über steigende Umsätze, und das macht Anleger aufmerksam auf Aktien von Unternehmen wie Amer Sports oder Black Diamond, bei dem zehn institutionelle Investoren bereits mehr als 50 Prozent der Anteile halten. Und das, obwohl Black Diamond mit knapp fünf Millionen Dollar noch recht bescheidene Gewinne abwirft.

Investment-Experten sehen bei diesem Trend aber auch eine Gefahr. Viele Unternehmen haben zwar einen boomenden Outdoor-Sektor, der im Vergleich zu anderen Segmenten oft aber recht klein ist. Zudem besteht das Risiko, dass Verluste in anderen Bereichen das Plus beim Outdoor-Sport aufsaugen. Anleger kaufen mit Outdoor-Aktien daher neben der Chance auch Risiko ein.

Großer Boom - kleiner Wert

Die Financial Times Deutschland hat in einer Analyse Adidas als Beispiel genannt: Der deutsche Sportartikelriese steigerte - auch wegen der Fußball-EM und den Olympischen Spielen - im ersten Halbjahr das Betriebsergebnis um 17 Prozent auf 256 Mio. Euro. Die Outdoor-Sparte, in der die Bereiche Bergsport- und Kletterbekleidung zusammengefasst sind, trug 2011 mit 300 Mio. Euro aber gerade einmal 2,2 Prozent zum Konzernumsatz von 13,4 Mrd. Euro bei. Bis 2015 will Adidas den Gesamtumsatz auf 17 Mrd. Euro steigern, im Outdoorgeschäft wird ein Plus von 67 Prozent angepeilt.

Um das zu erreichen, hat Adidas im Vorjahr den US-Kletterschuhhersteller Five Ten für 25 Mio. Dollar übernommen. Über die Strategie sind sich auch Analysten uneins. Die Experten von Nomura Equity Research und von Bryan, Garnier & Co. empfehlen die Aktie. JPMorgan bewertet mit "neutral", weil der Kurs zuletzt schon stark gestiegen ist.

Wer sich den Outdoor-Trend ins Portfolio legen will, sollte das so tun wie die Kletterer: achtsam den nächsten Schritt wählen. (bpf, DER STANDARD, 27./28.10.2012)