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Magath ist Geschichte.

Foto: APA/AP/Schrader

Vom umjubelten Meistermacher zum verhassten Buhmann: Für Felix Magath ist die One-Man-Show bei Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg beendet. Im 13. Stock des VW-Hochhauses wurde das Aus des 59-Jährigen als Manager und Trainer beschlossen. Wie der Klub betonte, habe es sich um eine einvernehmliche Trennung gehandelt.

Vor der Partie bei Fortuna Düsseldorf am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) übernahm interimsweise Lorenz-Günther Köstner das Traineramt. Wie Köstner Sky-Reporter Torben Hoffmann sagte, habe er in der Sauna per Handy von seiner Beförderung erfahren. Der bisherige Amateurcoach war bereits in der Rückrunde der Saison 2009/2010 Cheftrainer.

"Wir haben Herrn Magath nicht entlassen"

Der Verein stellte die Trennung als Wunsch Magaths dar. Der Ex-Meister-Coach habe dem Aufsichtsrat gegenüber erklärt, dass ihm der Verein sehr am Herzen liege. "Er bot daher an, ihn von seinen Pflichten zu entbinden, da er nicht möchte, dass der Verein in Mitleidenschaft gezogen wird", hieß es in einer Mitteilung. Aufsichtsratschef Garcia Sanz meinte auf die Frage, wie Magath reagiert habe: "Wie man als Profi reagiert, wenn man so eine Situation analysiert. Ich wiederhole nochmal: Wir haben Herrn Magath nicht entlassen."

Als neuer Manager wird Christian Nerlinger gehandelt, der bis Sommer Sportdirektor bei Rekordmeister Bayern München war. Auch Ex-Profi Stefan Schnoor ist laut Sport1 im Gespräch. Kandidaten für das langfristige Traineramt sind Bernd Schuster und Guus Hiddink, der mit dem russischen Erstligisten Anschi Machatschkala Tabellenführer ist.

Schweigen

Ohne große Wort ging Magath von Bord. "Ich kann dazu nichts sagen. Machen Sie es gut!", sagte der geschasste VfL-Coach in einer ersten Reaktion den Wolfsburger Nachrichten. "Das ist in dem Job eben so. So vollkommen überraschend ist es aber nicht, dass Wolfsburg in irgendeiner Form reagiert hat", meinte Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp: "Wer als Trainer anhaltend keinen Erfolg hat, muss mit diesem Damoklesschwert leben."

Mit der Trennung reagierten Magath und der VfL auf die jüngste Talfahrt, die die "Wölfe" zuletzt bis ans Tabellenende geführt hatte. Sieben Spiele ohne Sieg, nur zwei Treffer und vier Niederlagen in Folge ohne Torerfolg - das war dann auch der VfL-Führungsetage zu viel. Es war der erste Trainerwechsel der Saison 2012/2013. 586 Tage dauerte die zweite Amtszeit des glücklosen Felix. Sein erstes Engagement (2007 bis 2009) endete noch mit dem umjubelten Meistertitel. In der Zwischenzeit hatte Magath bei Schalke 04 gearbeitet.

Spekulationen

Ein Wirrwarr um die Abfahrt nach Düsseldorf hatte am Donnerstag auf eine mögliche Trennung hingewiesen. Zunächst wollte Magath mit der Mannschaft am Morgen nach Düsseldorf ins Trainingslager fahren - offenbar auch, um einem Gespräch mit VW-Chef Martin Winterkorn aus dem Weg zu gehen, wie Medien spekulierten. Winterkorn war erst kurz zuvor von einer Auslandsreise zurückgekehrt, ehe er mit Aufsichtsratschef Garcia Sanz die Krisengespräche führte.

Dass sich die Spieler gegen eine weitere Zusammenarbeit ausgesprochen hätten, wies Sanz zurück. "Das stand nicht zur Diskussion", sagte er. Auch das angeblich zerrüttete Verhältnis zwischen Trainer und Spieler habe keine Rolle gespielt. Zuvor hatte es geheißen, dass sich fünf von sechs gefragten Spielern in Gesprächen mit der Klubspitze gegen Magath ausgesprochen hätten. Nur Kapitän Diego Benaglio wollte mit Magath weitermachen.

Kritikpunkte

Magaths Menschenführung und vor allem die katastrophale Transferpolitik standen schon lange in der Kritik. Seit seiner Rückkehr im März 2011 holte Magath 26 Spieler, von denen acht schon wieder weg sind und sieben kaum noch eine Rolle in Wolfsburg spielen.

Die Mannschaft zeigte sich in den letzten Spielen stark verunsichert und lieferte beim 0:2 am Samstag zu Hause gegen den SC Freiburg einen spielerischen Offenbarungseid ab. Die Neuzugänge aus diesem Sommer konnten allesamt nicht einschlagen. Bas Dost, Naldo, Emanuel Pogatetz, Ivica Olic oder auch Fagner blieben allesamt hinter den Erwartungen. Auch bei den Fans hatte Magath zuletzt seinen Kredit verspielt. Gegen Freiburg sangen die Fans "Magath raus", drehten dem Spielfeld den Rücken zu und stimmten Hohngesänge wie "Oh, wie ist das schön" an. (sid, 25.10.2012)