Marina Abramović: The Artist Is Present
Matthew Akers (USA 2011)

Der Titel des Films sowie der Retrospektive ihrer Performances 2010 im New Yorker MoMA ist die programmatische "Formel" der Kunst Marina Abramovićs. Akers beobachtet Entstehung und Betrieb der Ausstellung - und Abramović selbst: Die Vorbereitung einer neuen Performance, die physische und psychische Anstrengung: Abramović saß 2,5 Monate, 6 Tage die Woche, etwa 7 Stunden lang in einem Raum, die BesucherInnen waren eingeladen, ihr einzeln, von Angesicht zu Angesicht, einige Minuten auf einem Sessel gegenüber zu sitzen. Stumm. Regungslos. Bewegende Szenen - im Inneren der Sitzenden, auf der Leinwand. Die Begegnung mit der Künstlerin wird zur Sucht.

In Anwesenheit von Marina Abramović und Matthew Akers.

26. Oktober 2012, 14 Uhr, Gartenbaukino

Foto: Viennale

Sinapupunan
Brillante Mendoza (Philippinen 2012)

In einer Dorfgemeinschaft im Süden der Philippinen leben Shaleka und Bangas-An. Die einfachen Hütten der Bewohner sind auf Stelzen im Meer errichtet und das paradiesische Ambiente ist von großer Schönheit. Das Glück des Paares jedoch ist getrübt, da Shakela keine Kinder bekommen kann. Jenen Nachwuchs, den sich ihr Mann so ersehnt. So beschließen die beiden, eine andere Frau solle von Bangas-An ein Kind empfangen. Doch als sie diese endlich finden, entsteht eine übergroße Verwirrung. Wie eng Schönheit und Glück verbunden sind mit ihrer Bedrohung und Zerstörung, davon gibt Mendozas Film ein sinnfälliges Beispiel.

In Anwesenheit von Brillante Mendoza.

26. Oktober 2012, 21 Uhr, Künstlerhaus
27. Oktober 2012, 14.30 Uhr, Gartenbaukino

Foto: Viennale

Alien
Ridley Scott (USA/GB 1979)

Auf einem fremden Planeten saugt sich ein spinnenartiges Geschöpf im Gesicht eines Astronauten fest. Sein Körper wird zur Brutstätte eines wurmartigen Wesens, das, zu einer biomechanischen Bestie herangewachsen, rücksichtslos die Besatzung des Weltraumfrachters Nostromo dezimiert. Der Bordandroide bezeichnet das Alien bewundernd als den perfekten Organismus. Zu sehen ist es jedoch so gut wie nie. Dafür spielt unsere Fantasie verrückt. Und Sigourney Weaver, hier am Anfang ihrer Karriere, schafft mit ihrer Lt. Ellen Ripley eine Ikone des SF-Films.

28. Oktober 2012, 23.59 Uhr, Gartenbaukino
5. November 2012, 11 Uhr, Metro

Foto: Viennale

Leviathan
Véréna Paravel, Lucien Castaing-Taylor (USA/GB/F 2012)

Leviathan entzieht sich jeder Beschreibung und Kategorisierung, ist ein Stück radikales kinematografisches Erleben, ein wilder Kosmos von Bildern und Tönen, aufgezeichnet auf einem Fischerboot auf offenem Meer vor der Ostküste der USA. Ohne jeden Kommentar vertraut der Film auf die optische und akustische Erzählung seiner Elemente: der menschlichen Arbeit, der Gewalt des Meeres, der Ausgesetztheit und Rauheit der Nacht. "Ein filmisches AC/DC-Konzert" meinte die Kritik, eine "biblische Geschichte" und ein "gothic tale of fish and man". Und man wäre nicht wirklich erstaunt, würde sich plötzlich Kapitän Ahab über das Deck bewegen. Ausschau haltend nach dem weißen Wal.

In Anwesenheit von Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor.

29. Oktober 2012, 23 Uhr, Gartenbaukino
31. Oktober 2012, 21 Uhr, Urania

Foto: Viennale

Arraianos
Eloy Enciso Cachafeiro (E 2012)

Wenn das Kino tatsächlich die letzte Form der mündlichen Über-lieferung darstellt, dann ist dieser Film ein großes, erzählerisches und dokumentarisches Berichten, Umkreisen, Erinnern einer bäuerlichen Welt, die dem Untergang geweiht ist. Irgendwo im Niemandsland zwischen Spanien und Portugal lebt eine dörfliche Gemeinschaft, bestellt die kargen Felder, bewirtschaftet den Wald, sitzt abends in der Kneipe und singt und erzählt und schweigt. Mitten in Europa eine Fremde, ein Vergessenes, so stur und schön, so eigensinnig und betörend wie aus einem Traum. Und dabei ganz wach und gegenwärtig. Dafür wurde das Kino vor mehr als 100 Jahren erfunden, als Zeugenschaft und Eingedenken.

In Anwesenheit von Eloy Enciso Cachafeiro, Carlos Esbert (Produzent) und Michaela Cajkova (Produktionsmanagerin).

30. Oktober 2012, 18.30 Uhr, Urania
29. Oktober 2012, 13.30 Uhr, Urania

Foto: Viennale

The Deep Blue Sea
Terence Davies (GB/USA 2011)

Lady Hester Collyer hat ihren Mann verlassen, um eines jungen Air Force Piloten willen, der sie zwar nicht liebt, aber befriedigt. THE DEEP BLUE SEA, nach dem 1952 entstandenen Theaterstück von Terence Rattigan, ist ein Melodram schweren Kalibers, das Davies eben so - theatralisch wuchtig und artifiziell - in Szene setzt. In der anspruchsvollen Rolle der sich verselbstständigenden Lady glänzt Rachel Weisz. Dazu spielt Hilary Hahn Samuel Barbers, während des zweiten Weltkriegs geschriebenes, neoromantisches Violinkonzert, das wie ein eigenständiger Handlungsträger ins gefühlsstürmische Narrativ geflochten ist.

28. Oktober 2012, 13.30 Uhr, Urania
31. Oktober 2012, 15.30 Uhr, Gartenbaukino

Foto: Viennale

...quando troveja
Manuel Mozos (P 1999)

Zerbrechende Beziehungen zwischen dreißigjährigen Künstlern und Schriftstellern, die sich im Lissabon der späten 1990er Jahre mit prekären Jobs mehr schlecht als recht über Wasser halten können. Beinahe unmerklich ändert der Film während seiner geduldigen Erzählung ständig die Tonlagen. Lakonisch gespielte Milieuschilderungen, melodramatische Konfrontationen, nostalgische und zauberhaft irreale Fantasiesequenzen sind zu einem flirrenden Film konstelliert, der dabei stets Bodenhaftung behält.

In Anwesenheit von Manuel Mozos und Miguel Gomes (Kurator).

1. November 2012, 16 Uhr, Metro

Foto: Viennale

Starlet
Sean Baker (USA 2012)

Jane, Anfang 20, arbeitet im San Fernando Valley, Sadie, Mitte 80, spielt sonntags Bingo. Ein Zufall stellt zwischen den beiden eine Verbindung her, und auch wenn die alte, störrische Dame auf das offenherzig übergriffige Mädel zunächst ziemlich misstrauisch reagiert, so nähern sie sich einander doch allmählich an. "Starlet" entwirft die klassische Geschichte der unwahrscheinlichen Freundschaft als zartes, pastellfarbenes, sonnengetränktes, flüchtig - spontanes Gewebe und wartet mit zwei Entdeckungen auf: Mariel Hemingways Tochter Dree in der Rolle der Jane und Besedka Johnson, die im Greisinnenalter ihr Debüt als Sadie gibt.

In Anwesenheit von Radium Cheung (Koproduzent).

30. Oktober 2012, 20.30 Uhr, Stadtkino
2. November 2012, 13 Uhr, Gartenbaukino

Foto: Viennale

Dressed To Kill
Brian De Palma (USA 1980)

Ein Film aus jenen Tagen, als Brian De Palmas Fähigkeit, einen Thriller aus vielen verschärften Hitchcock-Versatzstücken und vergleichsweise wenig Logik zu basteln, noch etwas galt. In "Dressed To Kill" geht ein Frauenmörder um, der irgendwie aus dem Umkreis des distinguierten Psychiaters Dr. Robert Elliott (Caine) zu stammen scheint. Einer seiner Klienten vielleicht? Ganz konkret bedroht ist die Prostituierte Liz Blake (Allen), denn sie hat als Einzige den Killer in Aktion gesehen. Polizisten, unschuldig Verdächtigte und sexuell Frustrierte tappen auf falschen Fährten herum - bis zu einem Finale, das den Filmtitel absolut wörtlich nimmt. "A bloody good thriller", befindet Caine und erzählt: "Er kam zu einer Zeit heraus, als der so genannte (Yorkshire Ripper) sein Unwesen trieb. Verschiedene Gruppen versuchten, den Vertrieb des Films im Norden Englands zu verhindern, weil sie glaubten, er habe den Mörder beeinflusst."

3. November 2012, 23 Uhr, Gartenbaukino
30. Oktober 2012, 13.30 Uhr, Metro

Foto: Viennale

Überraschungsfilm

4. November 2012, 15.30 Uhr, Gartenbaukino

Foto: Viennale

Filmprogramm Rosa von Praunheim

Rosas Welt ist prall und saftig, teilnahmsvoll und berührend, mehr denn je: 70 neue Filme legt die immerjunge Berliner Ikone der Schwulenszene als Teil opulenter Geburtstagsfeierlichkeiten zu ihrem Siebziger am 25. November 2012 vor. Filme über starke Frauen, starke Schwule, Pornostars, Drag Queens, Transgender-Menschen und, man höre und staune, über sensible Heteros. In mehr als 20 Stunden Film fächert sich ein charmant megalomanes Leporello von Menschen- und Sittenbildern auf, das man in diesem Facettenreichtum noch nicht gesehen hat. Fünf Filme in knapp eineinhalb Stunden daraus versammelt das hier gezeigte Programm, darunter "Ich bin ein Gedicht", ein von Praunheims bester Freundin Elfi Mikesch gestaltetes Porträt des Porträtierers ("Da erkennt man, dass ich ein verkannter Dichter und Maler bin"), und elf Gesprächsminuten, die Praunheim mit seinem einstigen Weggefährten verbrachte und die sich als letztes Interview mit dem 2010 verstorbenen Werner Schroeter herausstellen sollten. Seine Nachbarn Conny und Gerd nimmt Rosa ebenso interessiert in den Blick wie, in "Ein hartes Leben", seine "Reinemachefrau", "eine wahre Heldin der Arbeit", die in Berlin Geld für ihre Familie in Breslau verdient. Oder die Berliner "Schwestern der Perpetuellen Indulgenz", die auf Parties und bei Events in Nonnenkostümen über AIDS-Prävention aufklären. Die Liebe scheint dem "liebevollen Provokateur" Praunheim inzwischen wichtiger als die Provokation.

In Anwesenheit von Rosa von Praunheim.

5. November 2012, 18 Uhr, Gartenbaukino

Foto: Viennale

Filme von Alberto Grifi (Programm 2)

6. November 2012, 23.30 Uhr, Künstlerhaus
4. November 2012, 18 Uhr, Stadtkino

Foto: Viennale

Jack And Diane
Bradley Rust Gray (USA 2011)

Diane ist ein ziemlich süßes Girlie, Jack ist eine taffe junge Frau. Und doch fallen sie ineinander mit der Unbedingtheit der ersten Liebe. Und gleich eine Bewährungsprobe: Bestürzt erfährt Jack, dass Diane bald aus New York weggehen wird, und Diane wiederum wird im Zusammensein mit Jack von schrecklichen Visionen geplagt. Das alles verschlingende, monströse Gefühl der Liebe nimmt in "Jack And Diane" konkrete Gestalt an, droht als wirkliches Monster die Liebenden zu verschlingen. Eine atmosphärische Körper-Horror-Romanze, die im Schrecken die Schönheit sucht und findet.

6. November 2012, 16 Uhr, Urania
7. November 2012, 23 Uhr, Stadtkino

derStandard.at/Kultur verlost Karten für ausgewählte Filme im Rahmen der Viennale '12.

>>>Zum Gewinnspiel

Foto: Viennale