Bild nicht mehr verfügbar.

Das Erdbeben vom 11. Mai 2011 richtete in Lorca mehr Schaden an als erwartet.

Foto: REUTERS/Francisco Bonilla

Paris/Madrid - Ein internationales Forschungsteam hat nach eigenen Angaben neue Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Erdbeben zumindest teilweise auch vom Menschen beeinflusst werden könnten. Die Wissenschafter um Pablo González von der kanadischen University of Western Ontario untersuchten das Erdbeben nahe der südostspanischen Stadt Lorca, bei dem im Mai vergangenen Jahres neun Menschen starben und mindestens hundert weitere verletzt wurden. Laut der nun im britischen Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlichten Studie könnte das massenhafte Abpumpen von Grundwasser mitverantwortlich für das Beben gewesen sein.

Erdbeben-Experten waren damals überrascht, dass das Beben so gewaltige Schäden verursachte, obwohl es mit einer Stärke von 5,1 nicht besonders heftig ausfiel. Die Forscher fanden nun heraus, dass das Beben sich in nur drei Kilometern Tiefe an einer bereits existierenden seismischen Bruchlinie ereignete. Nahe dieser Bruchlinie war aus einer Grundwasserschicht in großem Stil Wasser abgepumpt worden. Dadurch entstanden Risse in der Erdkruste, was zu neuen Spannungen an der Bruchlinie selbst führte, die bei dem Beben dann viel leichter aufbrach.

Vermutlich natürliche Prozesse beschleunigt

Die Forscher stützen sich auf Satellitenaufnahmen aus der Zeit vor und nach dem Erdbeben. Sie fanden zudem heraus, dass der Grundwasserspiegel in dem Gebiet zwischen 1960 und 2010 um mindestens 250 Meter absank. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aktivitäten des Menschen einen Einfluss darauf haben könnten, wie und wann sich Erdbeben ereignen", heißt es in der Studie.

In einem Begleitkommentar schreibt der Geologe Jean-Philippe Avouac vom California Institute of Technology (Caltech), das Abpumpen von Grundwasser habe vermutlich natürliche Prozesse beschleunigt und nicht das Beben selbst ausgelöst. Die Ergebnisse der Studie hätten aber weitreichende Folgen: So stelle sich die Frage nach dem Risiko der unterirdischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid im Kampf gegen den Klimawandel. (APA/red, derStandard.at, 22.10.2012)