Zogen die Forscher den Käfern kühlende Patschen aus Silikon an, kletterten sie seltener auf die Mistkugel.

Foto: Wits University

Johannesburg/Wien - 2012 wird als gutes Jahr in die Geschichte der Mistkäfer- und Dungkugelforschung eingehen. Heuer konnten nämlich einige der letzten Geheimnisse über die seltsamen Tänze gelüftet werden, die verschiedene Skarabäus-Arten auf ihren riesigen Kotkugeln aufführen.

Bisher wusste man allenthalben, dass sich die von den alten Ägyptern verehrten Insekten vom Kot größerer Tiere ernähren. Und um ihre eigenen Essensvorräte anzulegen, formen die Sechsbeiner aus dem Dung Kugeln, die bis zu 50 Mal schwerer sind als sie selbst. Die Kugel wird dann an eine geeignete Stelle gerollt, an der die Mistkäfer ihre Kugel eingraben.

Gewisse Rätsel gab allerdings die seltsame Gewohnheit der Tiere auf, die Mistkugeln regelmäßig zu besteigen und auf ihnen eigenwillige Tänzchen aufzuführen. Erste Erklärungen für dieses seltsame Verhalten lieferten schwedische Forscher im Jänner dieses Jahres. Das Team um Emily Baird von der Universität Lund fand durch Experimente heraus, dass sich die Käfer durch die Kugeltänze Orientierung verschaffen. Eine Drehung um 360 Grad helfe den Käfern, beim Wegrollen einen geraden Kurs zu halten, schrieben die Forscher im Fachjournal "PLoS One".

Doch das allein dürfte noch nicht die ganze Wahrheit gewesen sein, wie nun ein südafrikanisch-schwedisches Team (wieder von der Uni Lund) im Fachmagazin "Current Biology" berichtet. Den Forschern war aufgefallen, dass die Käfer ihre Kugeln sehr viel öfter bestiegen, wenn es besonders heiß war. Das führte zur Vermutung, dass sich die Insekten womöglich auch wegen der Hitze auf den feuchten Mistball flüchten.

Um die Hypothese zu überprüfen, zogen die Forscher den Vorderbeinen der Insekten Patschen aus Silikon an, die ebenfalls vor der Hitze des Bodens schützen. Und siehe da: Die solcherart ausgestatteten Tiere kletterten sehr viel seltener auf die Kugeln als ihre Kollegen. (tasch, DER STANDARD, 23.10.2012)