Klagenfurt - Kärnten begeht heuer das 40-jährige Bestehen des Hortus Musicus. 1972 verschrieb sich ein Klagenfurter Vokal- und Instrumentalensemble der zeitgemäßen Performance alter Musik. Erste Lorbeeren erntete der Hortus Musicus mit gotischer und burgundischer Musik, bis die italienische Renaissance mit Monteverdi im Zentrum zum Repertoireschwerpunkt wurde.

Erst zehn Jahre später begann mit der Uraufführung von Dieter Kaufmanns Volksoper bei den Wiener Festwochen die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik, die bis heute bezeichnend für den Hortus Musicus ist. Die jetzige Form des Ensembles, das 2008 ein vierteiliges Werk des Komponisten Dieter Kaufmann in Günther Domenigs Steinhaus uraufführte, weist fünf Solisten auf: Christa Maurer, Waltraud Russegger, Michael Nowak, Günter Mattitsch und Dietmar Pickl singen und gestalten semiszenisch Kaufmanns abendfüllendes Opus, das aus Fragmenten der Prosaschrift Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus von Christine Lavant entstanden ist.

Lavant beschreibt in ihrem Werk ihren freiwilligen, sechswöchigen Aufenthalt in der "Landes-Irrenanstalt" in Klagenfurt. Die Literatin aus Kärnten bietet Einblick in die Abgründe der Seele und menschlichen Handelns. Protagonisten sind die Mächtigen und die Ohnmächtigen, die Mitleidenden und das medizinische Personal.

Lavant verordnete aus Angst vor Konsequenzen, dass das Werk nicht gedruckt werden dürfe. Die Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus überlebten per Zufall. Die Übersetzerin ins Englische, Nora Wydenbruck, bewahrte den Text, obwohl sie Christine Lavant bat, ihr den Text zurückzusenden.

Heute wird Dieter Kaufmanns für fünf Stimmen a cappella verfasstes Werk, von gesprochenen Textpassagen (Gunda König) und Videoinstallationen (Ulrich Kaufmann) unterbrochen und zugleich verbunden. (Sabina Zwitter, DER STANDARD, 23.10.2012)