Kairo/Paris - Erneut ist eine Journalistin auf dem Tahrir-Platz in Kairo Opfer sexueller Gewalt geworden. Wie die Korrespondentin des französischen Senders France 24 in Ägypten, Sonia Dridi, am Samstag sagte, umringte sie während ihrer Live-Berichterstattung eine hauptsächlich aus jungen Männern bestehende Menge, die begann, sie überall zu begrapschen und sexuell anzugreifen. Der Übergriff am Freitag habe mehrere Minuten gedauert, bis es einem Freund gelungen sei, sie aus der brenzligen Lage zu befreien.

"Wiederholte Aggressionen" gegen Journalistinnen

Die Journalistin kündigte an, dass sie Klage gegen Unbekannt einreichen werde. Die Leitung von France 24 erklärte, sie verurteile entschieden die "wiederholten Aggressionen" gegen Journalistinnen. Diese müssten "ihren Beruf überall in der Welt frei ausüben können".

  • Im November 2011 hatte eine Gruppe Jugendlicher und Erwachsener eine Journalistin des Senders France 3 während einer Demonstration auf dem Tahrir-Platz geschlagen, ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie sexuell angegriffen.
  • Kurz zuvor hatte eine US-ägyptische Fernsehjournalistin berichtet, dass sie im Bereich des Tahrir-Platzes Opfer sexueller Gewalt von Polizisten geworden sei.
  • Die Gewalt richtet sich nicht nur gegen Journalistinnen, auch andere Frauen - ob unverschleiert oder verschleiert - sind davon betroffen. Im Dezember 2011 sorgte ein Video auf dem Internetportal YouTube für Empörung, in dem zu sehen ist, wie Soldaten eine verschleierte Frau schlagen, über den Boden schleifen und sie dabei bis auf den BH entblößen. Im Juni dieses Jahres verübte eine Gruppe Männer auf dem Tahrir-Platz einen sexuellen Angriff gegen mehrere Demonstrantinnen, die Gewalt gegen Frauen anprangerten.
  • Zu einem der bekanntesten Opfer eines sexuellen Angriffs auf dem Tahrir-Platz gehört die Korrespondentin des US-Fernsehsenders CBS, Lara Logan. Der Tag, an dem eine jubelnde Menge den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak auf dem legendären Platz in Kairo feierte, endete für die erfahrene Kriegsreporterin brutal: Zwischen 200 bis 300 Männer kreisten sie und ihr Team am 11. Februar 2011 ein, stürzten sich auf sie und vergewaltigten sie "mit ihren Händen", wie Logan aussagte.

Seitens der Behörden wurde bisher kein einziger Täter gefasst. Häufig machte die Polizei geltend, dass die Schuldigen inmitten unzähliger Demonstranten nicht auszumachen seien. (APA, 21.10.2012)