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Libysche Armeesoldaten vor dem Angriff auf Bani Walid.

Foto: APA/EPA/Sabri

Tripolis/Istanbul - Ein Jahr nach dem Tod des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi soll sein Sohn Khamis getötet worden sein. Das berichtete der Fernsehsender Libya TV am Samstag. Den Angaben zufolge starb der Sohn, der bereits während des Bürgerkrieges im vergangenen Jahr totgesagt worden war, bei einem Gefecht zwischen Milizionären in der Stadt Bani Walid.

Ein Reporter des TV-Senders, der bei dem Gefecht in Bani Walid verletzt worden war, sagte, er habe die Leiche von Khamis al-Gaddafi mit eigenen Augen gesehen. Bani Walid hatte 2011 zu den letzten Hochburgen der Truppen des Regimes von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi gehört. Der Diktator war am 20. Oktober 2011 in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und getötet worden.

Bereits vor mehr als einem Jahr als tot gemeldet

Khamis wurde 1983 geboren und war damit der jüngste Sohn Gaddafis. Er kommandierte eine berüchtigte Eliteeinheit der Regimetruppen und galt als Hardliner. Seine Militärbasis in Tripolis fiel nach einem NATO-Luftangriff am 27. August 2011. Die Rebellen verkündeten einen Tag später Khamis' Tod. Tatsächlich wurde er aber offenbar erst jetzt getötet.

Insgesamt soll es bei den Kämpfen um Bani Walid mindestens neun Todesopfer gegeben haben. Milizen aus der Küstenstadt Misrata, die formell dem Verteidigungsministerium unterstehen, waren mit Gewalt nach Bani Walid vorgedrungen, um - wie sie selbst sagten - mutmaßliche Verbrecher festzunehmen.

Gaddafis Sprecher verhaftet

Unterdessen soll auch Gaddafi-Sprecher Mussa Ibrahim in der Ortschaft Tarhuna rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gefasst worden sein. Der 38-jährige Ibrahim hatte den Posten des Gaddafi-Sprechers im März 2011 kurz nach dem Beginn der Revolte gegen den Machthaber übernommen. Über Monate lieferte er der internationalen Presse die Interpretation der Regierung zu den Ereignissen im Land. Gerüchte hatten besagt, dass er nach der Einnahme von Tripolis im August 2011 mit seiner deutschen Frau und seinem kleinen Sohn nach Großbritannien geflohen war.

In der Nacht auf Sonntag bestritt aber ein Mann, der sich als Mussa Ibrahim vorstellte, auf einer Tonbandaufnahme seine Festnahme: "Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der NATO gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben." Dort würden selbst Frauen und Kinder getötet. Er selbst befinde sich gar nicht in Libyen. Ob die Aufnahme authentisch ist, kann nicht bestätigt werden.

Vor der Festnahme Ibrahims hatte der Präsident der libyschen Nationalversammlung, Mohammed al-Megarjef, in einer in der Nacht zum Samstag ausgestrahlten Rede bedauert, dass einige Regionen des Landes ein Jahr nach dem Tod Gaddafis noch nicht "vollständig befreit" seien. Er verwies dabei insbesondere auf Bani Walid, in der sich noch viele von der Justiz gesuchte Anhänger des gestürzten Machthabers aufhalten sollen. Laut al-Megarjef befanden sich dort auch Söldner des Gaddafi-Lagers.

Die Wüstenstadt war seit Tagen Schauplatz von Kämpfen, regierungstreue Milizen beschießen die Stadt. Am Samstag seien neun Tote und 122 Verletzte eingeliefert worden, sagte ein Verantwortlicher des Krankenhauses der nordöstlich gelegenen Stadt Misrata, in dem regierungstreue Kämpfer behandelt werden. "Die meisten Verletzungen wurden durch leichte Waffen verursacht, was auf Nahkämpfe in den Stadtvierteln schließen lässt."

"Die Regierung hat den Milizen grünes Licht gegeben, die Stadt auszulöschen", sagte Salem al-Waer, der die größte bewaffnete Gruppe in Bani Walid führt. Er rief die UNO und westliche Staaten auf, die Zivilisten in der Stadt zu schützen. Auch am Samstag sei die Stadt seit der Früh bombardiert worden. "Die humanitäre Lage ist sehr schlecht."

Bani Walid war am 17. Oktober 2011 von den Gaddafi-Gegnern eingenommen worden. In den vergangenen Monaten gewannen aber die Anhänger Gaddafis dort wieder die Oberhand. (APA, 21.10.2012)